März - April 2018

Erleben Sie mit unsererer Chronistin und mit der Mein Schiff 6 eine einzigarte Traumreise von der Domikanischen Republik bis nach Palma de Mallorca! Bereisen Sie die Inselwelt der Karibik und fahren über den Atlantik bis nach Madeira und Spanien.

Ihr Chronist

Liebe Reiselustige,

über unsere Transatlantik-Kreuzfahrt Brasilien - Gran Canaria durfte ich vor zwei Jahren einen Reisebericht schreiben. Es hat mir großen Spaß gemacht und ich freue mich sehr, nun auch für diese Reise als Chronistin über unsere Erfahrungen und Erlebnisse berichten zu dürfen.

Auf der bevorstehenden Transatlantikreise von der Dominikanischen Republik zurück nach Mallorca erwarten uns viele Seetage. So haben wir viel Zeit, die Mein Schiff 6 zu erforschen und deren Annehmlichkeiten zu genießen. Auch vier Tauchgänge sind bereits gebucht. Landausflüge in Jamaika, Dom. Rep., St. Maarten, Madeira, Gibraltar und Barcelona sind geplant und teilweise gebucht.

Obwohl es nun schon unsere dritte Transatlantik-Kreuzfahrt ist, ist es für uns wieder etwas ganz Besonderes. Von der neuen in die alte Welt zurück …. diese Faszination lässt uns nicht mehr los.

Viel Spaß beim Lesen wünschen
Andrea und Johanna

1. Tag: Flug nach Punta Cana (Dom. Republik)

Ich glaube, der glücklichste Moment im Leben eines Menschen ist eine Abreise in unbekannte Länder. [Sir Richard Francis Burton]

… und dieser glückliche Moment ist endlich gekommen. Wir starten zu unserer Transatlantik-Kreuzfahrt. Zuvor gab es noch eine Hürde - die AirBerlin-Insolvenz - zu überstehen. Aber das hervorragende Berge & Meer-Team hat diese Klippe meisterhaft umschifft. Und ob wir von Köln statt Düsseldorf starten macht keinen Unterschied. Wir haben einen Direktflug und freuen uns, dass alles geklappt hat.

An dieser Stelle ein großes Lob an das Berge & Meer-Team für die hervorragende Organisation und die ausführlichen Reiseinfos. Herzlichen Dank!

Das Einchecken bei Eurowings ging sehr schnell über die Bühne, auch das Boarding war überpünktlich und wir freuten uns, als es 10 Minuten vor der angegebenen Flugzeit hieß: Boarding completed. Allerdings informierte uns 10 Minuten später der Kapitän, dass wir leider noch auf Gepäck vom Anschlussflug aus München warten müssten. Mit einer 45minütigen Verspätung ging es dann los. Der Flug war sehr angenehm, Maschine war relativ neu, hatte sogar In-Seat-Entertainment mit Filmen, Spiele und ständig aktualisierten Fluginfos. Die Filme und manche der Spiele waren für 9.99 € zu haben. Hat uns nicht weiter interessiert. Im Flugzeug erhalten wir die Touristenkarte und das Zollformular.

Für die fällige Einreisegebühr haben wir von Berge & Meer bereits einen Gutschein mit den Reiseunterlagen erhalten.

Die herrliche Karibiklandschaft unter uns schweben wir auf den 1978 eröffneten Flughafen Punta Cana ein. Er ist der größte Flughafen der DomRep. Demzufolge ist auch das Verkehrsaufkommen sehr hoch und wir müssen auf der Landebahn eine halbe Stunde warten, weil vorrangige Maschinen abgefertigt werden.

Unser Gepäck ist so ziemlich bei den letzten Koffern. Entsprechend lange ist die Warteschlange bei der Passkontrolle und wir müssen uns sputen, den örtlichen Reiseleiter zu finden.

Entgegen den Reiseunterlagen steht weit und breit niemand mit einem Berge & Meer-Schild. Ich lasse meine Mutter und Koffer stehen und frage mich durch. Niemand kennt B&M, aber jeder, den ich frage, meint, wir müssten einfach weitergehen, draußen würden die Abholer der Reiseunternehmer stehen. Da sind auch alle - außer B&M. Auf den Reiseunterlagen habe ich gesehen, dass wir vom örtlichen Partner Blue Travel abgeholt werden sollen. Nur, dass keiner der Busse von Blue Travel jemals etwas von Berge & Meer gehört hat. Einer der Busfahrer gibt mir den Tipp, nochmals zurück in die Ankunftshalle zu gehen, dort gäbe es einen Informationsschalter. Der kann uns zwar auch nicht weiterhelfen, aber immerhin treffe ich Leute, die ebenfalls auf der Suche sind. Nach einer halben Stunde finden wir dann den nicht leicht zu entdeckenden Schalter von Blue Travel. Der "Reiseleiter", zumindest vermuten wir das, immerhin ist er mit uns im Bus bis zum Hotel, bringt uns zu einem Kleinbus, in dem schon ein paar Leutchen sitzen. Und dort bleiben wir für die nächsten 1 ½ Stunden. Eingepfercht, ohne die Möglichkeit, auf die Toilette gehen zu können/dürfen "weil wir ja demnächst losfahren". Ein Ehepaar versucht es zweimal, wird aber immer wieder zurück in den Bus geschickt. Ab und an geht der "Reiseleiter" los und kommt tatsächlich mit Mitreisenden zurück. Irgendwann informiert er uns, dass noch zwei Personen fehlen würden, macht aber keine Anstalten, diese zu suchen. Schlussendlich ist außer uns niemand mehr am Flughafen. Alle Busse und Taxen sind weg. Trotzdem blieben wir noch 20 Minuten stehen und als jemand vom Flughafenpersonal kommt und uns quasi vom Parkplatz haben will, muss der Busfahrer auf die Toilette. Die Stimmung im Bus ist entsprechend. Der "Reiseleiter" gibt jedem von uns ein Blatt mit Hotelname und den Ausflugsmöglichkeiten (?) vor Ort und meint, sein Kollege würde uns morgen über die Ausflüge ausführlich informieren und wir könnten bei ihm buchen…

Nach einer 1 1/2stündigen Fahrt erreichen wir unsere Unterkunft für die Nacht: das Hotel Hodelpa Garden Suites in Juan Dolio, einem kleinen Badeort an der Südküste. Das Hotel verfügt über 125 Zimmer, einen Außenpool und ein Restaurant. WLAN ist in den öffentlichen Bereichen inklusive. Ein Geldautomat ist vor Ort. Wir wechseln nicht. US$ und Kreditkarten werden akzeptiert.

Das Einchecken geht sehr langsam voran, es ist nur eine Mitarbeiterin da. Sie macht es aber recht clever und liest die Namen von der Liste ab, so haben die Drängler unter uns keine Chance. Sie ist sehr nett und schafft es, die angespannte Atmosphäre zu entspannen.

Wie wir dann erfahren, erhalten wir ein kostenloses Abendessen vom Buffet und freie nicht alkoholische Getränke. Wir freuen uns darüber, bringen die Koffer auf unser riesiges Zimmer - morgen mehr - und beeilen uns, zum Essen zu gehen. Das Buffet schließt um 21.30 Uhr und mittlerweile ist es 20.40 Uhr. Es gibt bei den Beilagen keine große Auswahl, aber es ist alles sehr lecker und Fisch-, Rindfleisch-, Huhn- und Schweinefleisch werden beim Abholen nochmal kurz durchgebraten. Uns hat es gut geschmeckt. Und dann nur noch "ab ins Bett".

2. Tag: Transfer nach La Romana und Einschiffung

Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt. [Adolph Freiherr von Knigge]

Bei unserer letzten Transatlantik-Kreuzfahrt haben wir die Übernachtung vor dem Einschiffen schätzen gelernt. Ein tolles Angebot von Berge & Meer. Letztes Mal konnten wir uns ausgeruht und frisch geduscht auf den Transfer zum Hafen und das Einschiffen freuen. Ausgeruht sind wir und wir freuen uns auch. Nur Duschen. Dazu später mehr.

Als ich den Spruch für heute ausgewählt habe, dachte ich nicht im Entferntesten daran, wie Recht der gute Freiherr von Knigge haben könnte. Unsere Anreise gestern hatte es in sich. Doch wir lassen uns nicht niederschlagen, sondern genießen unseren ersten Urlaubstag. Unser Hotel befindet sich in einer schönen Anlage. Wir haben im Freien gefrühstückt und sitzen jetzt hier beim Swimming Pool und warten auf den Transfer. Leider ist es von hier aus zu weit an den Strand und ein Taxi wollen wir nicht nehmen. Schließlich haben wir bald Wasser wohin das Auge reicht.

Das Hotel heißt nicht nur Garden Suite, wir wohnen auch in einer solchen. Ein großes Zimmer mit Couch, Fernseher, zwei Tischen und Stühlen, eine kleine Küchenzeile mit Kaffee-/Teemaschine. Das Schlafzimmer ist ebenfalls groß und mit Fernseher. Das Kästchen der Klimaanlage hängt allerdings halb aus der Wand, funktioniert trotzdem einwandfrei abschalten.

Leider, und hier können wir ein Stück weit mit Herrn von Knigges widrigen Umständen mitfühlen, gibt es im gesamten Hotel ab ca. 5.00 Uhr morgens kein Wasser. Also nichts mit Duschen, von der Toilettenbenutzung will ich gar nicht reden. Anscheinend ein Problem mit der Elektrizität - komisch, Strom haben wir.

Die Hotelangestellten versuchen alles und sind sehr, sehr freundlich. Wir fühlen uns richtig wohl. Gerade kommt einer der Angestellten vorbei und meinte: "Ah. Mia familia". Anschließend reden wir über die Musik, die uns von der Klimaanlage her beschallt. Uns gefällt es. Salsa, Merengue … Karibik pur.

Jeder hat ein nettes Wort und alle sind guter Laune. Besonders Erika an der Rezeption. Ein liebenswerter Mensch. Das Frühstück ist gut, nicht so viel Auswahl, aber völlig ausreichend. Brot … na ja, das ist was anderes, aber wir kennen es von der Karibik nicht anders. Labbriger Toast. Dafür gibt’s leckere Omelettes und frisch gebackene Waffeln. Und erst die frische Ananas am Obstbuffet.

Normalerweise muss um 11.00 Uhr das Zimmer geräumt werden, wir dürfen bis 12.00 Uhr drin bleiben, räumen es aber freiwillig und setzen uns lieber in den Schatten beim Pool. Anscheinend haben wir tatsächlich all in, jedenfalls bekommen wir Getränke umsonst und könnten sogar Mittagessen. Wasser hätten wir auch wieder, aber zum Duschen reicht es nicht mehr.

Heute werden wir überpünktlich abgeholt und haben einen großen Reisebus für unsere Gruppe. Die Fahrt ins 65 km entfernte La Romana dauert ca. 45 Minuten. Mehr Informationen erhalten wir nicht.

Doch ich weiß mehr, hab daheim gegoogelt: La Romana ist die viertgrößte Stadt der DomRep. Viel zu sehen gibt es nicht, ein großer Industrieteil beherrscht die Stadt. In der Nähe ist die private Siedlung Casa de Campo, in der viele Prominente eine Villa besitzen. Das Künstlerdorf Altos de Chavón, in dem Michael Jackson und Lisa Marie Presley geheiratet haben, gehört zur Siedlung, steht aber heute nicht auf unserem Programm. Die Mündung des Rio Dulce wurde zum Kreuzfahrthafen ausgebaut. In der Hauptreisezeit kommen und verlassen tausende Reisende La Romana.

Kurz vor dem Kreuzfahrthafen erhaschen wir einen ersten Blick auf die Mein Schiff 6. Am Hafen angekommen, müssen wir die Ausreisekarte ausfüllen und pro Person 20 Dollar zahlen. Eine teure Nacht. Es sind nicht viele Passagiere da, so gehen die Einschiffungsformalitäten sehr schnell über die Bühne. Deutschsprachige Mitarbeiter sind überall anzutreffen und stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Und da ist sie endlich in voller Pracht: Mein Schiff 6. Seit Mein Schiff 1 ist es unser größter Wunsch, einmal an Bord eines der TUI-Schiffe zu gehen. Dass es nun das Neuste der Flotte sein wird, haben wir nicht zu träumen gewagt. Allerdings ist unsere Messlatte sehr hoch, haben wir doch schon so viel Positives gehört. Zu hoch? Wird sich zeigen.

Auf dem Prospekt und im Internet wirkte sie irgendwie anders, als sie aussieht. Dort schien sie elegant und schnittig zu sein, trotz der Größe. Unser erster Eindruck: ein Mordskasten. Kein Wunder bei einer Länge von 295.3 m, einer Breite von 35.8 m und einer Höhe inklusive Tiefgang von ca. 65.95 m. Insgesamt warten 15 Decks und 1.250 Kabinen auf bis zu 3.500 Passagiere.

Endlich geht es an Bord. Wir sind sehr gespannt auf unsere Balkonkabine. Etliche der Flexx-Kabinen haben anscheinend mehr oder weniger starke Sichtbehinderungen durch die Rettungsboote und/oder Lärmbelästigung durch die Musik aus den Bars. Entsprechend ungeduldig warteten wir daheim auf die Mitteilung, welche Kabine uns zugeteilt wurde. Einen Monat vor Reiseantritt war es dann soweit: Wir können unser Glück nicht fassen und hoffen, dass es kein Irrtum ist: wir sind auf Deck 8, dem Muschel-Deck, untergebracht. Der Aufzug ist in der Nähe, unter und über uns nur Passagierdecks. Wir hätten es nicht besser treffen können.

Unsere Kabine ist schon bezugsfertig, so führt uns unser erster Weg in unser Heim für die nächsten 19 Nächte. Sie ist hell, freundlich und geräumig. Auch hier überwiegt das maritime Ambiente, was uns sehr gut gefällt. Sie ist ausgestattet mit einem Doppelbett, einem kleinen Sofa, einem Stuhl mit Schreibtisch, Flachbildfernseher, kuscheligen Bademäntel, Slipper, Haartrockner und einer Nespresso-Maschine. Auf dem Balkon sind zwei Stühle und ein Tisch. Das Bad ist, wie eben das so auf Kreuzfahrtschiffen ist, nicht besonders groß. Die Raumaufteilung ist sehr gut und es gibt viele Ablagemöglichkeiten.

Die Schiffsbesichtigung verschieben wir auf später, es warten schließlich viele Seetage auf uns. Lieber wollen wir mit einem Cocktail auf die nächsten Tage anstoßen. Die Außenalster - Bar & Grill ist unser Ziel. Mit Blick auf den Hafen genießen wir unseren ersten - noch alkoholfreien - Cocktail.

Der Hunger treibt uns weiter. Es gibt zwar hier Snacks, aber wir haben "Salathunger" und suchen das Grillbistro Cliff 24.

Vor dem Abendessen "muss" ich den Infoschalter für die Taucher suchen. Übermorgen habe ich zwei Tauchgänge in Jamaika/Montego Bay gebucht und muss mein Logbuch, meine Brevets und das ärztliche Attest vorlegen.

3. Tag: Seetag

Mögest Du immer Rückenwind haben und stets Sonnenschein im Gesicht. Und mögen die Schicksalstürme dich hinauftragen, auf dass Du mit den Sternen tanzt. [Johnny Depp in Blow]

Rückenwind haben wir zwar nicht, aber der warme Fahrtwind fühlt sich gut an. Der Himmel ist bedeckt - zum Eingewöhnen genau richtig. Von Stürmen bleiben wir hoffentlich verschont. Und wir bleiben lieber an Bord. Unter den Sternen lässt es sich hier gut tanzen.

Vor uns liegt ein gemütlicher Seetag. Es gibt zwar auf der MS6 viel zu entdecken, aber wir wollen es geruhsam angehen lassen.

Meine Mutter ist im Bad. Ich nutze die Zeit, die Nespresso-Maschine anzuwerfen. Zwei Kapseln pro Kabine/Tag sind inklusive. Meine Mutter trinkt keinen Kaffee, so komme ich in den vollen Kapselgenuss. Herrlich, mit einer Tasse Kaffee auf dem Balkon zu sitzen, aufs Meer zu schauen und den Tag zu beginnen.

Zeit fürs Frühstück. Durch die Zeitverschiebung sind wir für unsere Verhältnisse extrem früh dran. Gar nicht so einfach, sich zu entscheiden, mit welchem der vielen Restaurants wir beginnen. Unsere heutige Wahl ist das Anckelmannsplatz-Buffet-Restaurant. Dort ist schon alles österlich dekoriert, nicht übertrieben, nett und geschmackvoll das Ganze.

Mit einem Glas Sekt lässt es sich gut in den Tag starten. Das Frühstücksangebot ist toll. Was das Herz begehrt: vom sehr guten Bauernbrot angefangen - nein, halt: das heißt Artisanbrot und muss was Besonderes sein, es schmeckt und sieht nur so aus, als wäre es Bauernbrot - bis hin zu zwei verschiedenen Lachssorten, Heilbuttfilet, natürlich das übliche Angebot an diversen Marmeladensorten, viele verschiedene Käse- und Wurstsorten, drei Smoothie-Sorten (schmecken sehr dünn), div. Obst, Eier in allen Variationen, eine Omelette-Station - wir haben sicher nicht alles gesehen. Lediglich das Müsliangebot ist nicht so unsres. Ein paar sind schon fertig gemischt mit Milch und entsprechend aufgeweicht, die Sortenauswahl der nicht gemischten spricht uns auch nicht an.

Nach dem Frühstück machen wir es auf unserem Balkon gemütlich. Zeit, unseren Lieben daheim ein Lebenszeichen zu schicken. Entgegen den kursierenden Nachrichten im Internet kann man mit dem Social-Media-Tarif bei WhatsApp doch kostenlos Bilder verschicken. Die 26 € (bei Vorabbuchung) lohnen sich auf jeden Fall. Die Geschwindigkeit ist in Ordnung. Dagegen geht beim Minutentarif gar nichts. Die reinste Katastrophe. Ich war deswegen etliche Male an der Rezeption. Dort wurde mir lapidar mitgeteilt, das sei eben so. Da könne man nichts machen. Es seien zu viele Leute an Bord, die das Internet nutzen. Ich solle es frühmorgens oder an einem Ausflugstag versuchen, wenn weniger Menschen online sind. Hat beides nichts gebracht! Außer, dass es Kosten verursacht hat.

Unsere Kabinenstewards, Harry und Lourdes stellen sich vor und schaffen Ordnung. Sogar eine rote Rose gibt es heute. Neben unserer weißen Papierrose von unserem Kellner Romy sieht das sehr schön aus. Sie erzählen uns, dass am Ende des Flurs Wasserspender sind und wie die Edelsteine, die in einer kleinen Papierschachtel auf der Kabine sind, wässern sollen. Die Steine dürfen wir als Andenken an unsere Reise mitnehmen.

Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Bevor es zum Mittagessen geht, muss ich bei Deck 4 am Schalter für die Tauchausflüge vorbeischauen und das Logbuch und die Brevets vorlegen. Leider eröffnet mir die Mitarbeiterin, dass heute der Ausflug auf St. Maarten, der für mich das Highlight gewesen wäre, gecancelt wurde. Anscheinend sind die Tauchbasen vor Ort nach dem verheerenden Wirbelsturm leider noch nicht so weit, die Ausflüge durchzuführen. Schade …

Eigentlich haben wir nach dem leckeren Frühstück gar keinen Hunger, aber immerhin sind fünf Stunden vergangen und Gosch Sylt lockt … aber dann doch nicht. Egal, wie oft ich es versuche, die Leute stehen zweireihig an. Schließlich entscheiden wir uns für ein WOK-Gericht, sehr lecker und viel Auswahl beim Zusammenstellen.

Am Spätnachmittag wollen wir lieber Eis statt Kuchen essen. Es gibt heute 18 verschiedene Sorten. Auch frisch gebackene Waffeln und Crêpes sind zu haben.

Es tröpfelt immer mal wieder und so laufe ich die Innenbereiche ab. Alles sehr interessant. Muss ich in den nächsten Tagen weiter erkunden und fotografieren. Aber für heute habe ich URLAUB.

Zum Abendessen gehen wir ins Atlantik mediterran. Um 20.30 Uhr findet ein evangelischer Ostergottesdienst statt. Die Pfarrerin gestaltet ihn sehr stimmungsvoll und wir als Katholiken staunen. So holt die Pfarrerin alle gruppenweise auf die Bühne und zelebriert das Abendmahl und wirklich alle machen mit. Ebenso mit dem Osternachtlieder-Singen. Eine tolle Atmosphäre. Als wir nach einem Absacker an der LUMAS Bar zurück auf die Kabine kommen, war sogar der Osterhase schon da.

4. Tag: Ocho Rios/Jamaika

Viele haben beim Besteigen eines Aussichtspunktes nur das Ziel im Auge und sind oftmals enttäuscht. Der Kluge sieht sich unterwegs um und genießt manchen schönen Ausblick. So auch im Leben. [Gottfried Keller]

Jamaika, die drittgrößte Insel der großen Antillen, liegt etwa 145 Kilometer südlich von Kuba. Auch hier sind, wie fast überall in der Karibik, die meisten der ca. 2.7 Millionen Nachfahren ehemaliger Sklaven, die auf den Zuckerrohrplantagen schuften mussten.

Und was wäre Jamaika ohne Bob Marley und die Rastakultur!? Die Glaubensrichtung Rastafarianismus hat ihren Ursprung im Christentum und weist viele alttestamentarische Bezüge auf. In den 1930er Jahren war sie eine Protestbewegung gegen die Unterdrückung der Schwarzen. Sie verehrt die Göttlichkeit Haile Selassie und hat viele spirituelle und mystische Elemente. So sollen die Dreadlocks, die gedrehten und verfilzten Haare, ihren Trägern ein Löwen-ähnliches Aussehen verleihen. Bob Marley - wer kennt nicht "No woman no cry" - ist der berühmteste Vertreter der Rastafaris und wird bis heute als Nationalheiliger verehrt.

Frühmorgens laufen wir Ocho Rios an. Ocho Rios bedeutet wörtlich übersetzt "Acht Flüsse", wobei der Name etwas irreführend ist; es fließen nur drei Flüsschen in die Bucht. Durch zwei James-Bond-Filme hat das Örtchen Berühmtheit erlangt. Die Freundin des Bond-Gegenspielers Dr. Julius No wohnte in "007 jagt Dr. No" in Ocho Rios. Im achten James-Bond-Film „Leben und sterben lassen“ wurde im Jamaica Safari Village und im Hotel San Souci gedreht. Und einige UB40-Alben wurden im Tonstudio im Coyaba-Park, einem paradiesischen Garten über Ocho Rios produziert. Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones haben sogar ein Haus in den Bergen über Ochi. Mehr gibt der Ort allerdings nicht her.

Darum wollen wir mit einer der Sammeltaxen im Hafen zu den berühmten Wasserfällen Dunn’s River Falls. Handeln lohnt sich nicht wirklich, die Preise unterscheiden sich nur minimal. Gewarnt wird vor den weitaus billigeren Taxen vor dem Hafen, die sollen nicht immer seriös sein. Die Suche nach einem Taxi wird uns durch eine nette amerikanische Familie abgenommen, die weitere Personen für die Fahrt zu den Wasserfällen sucht. Schnell werden wir uns mit Bob, dem Fahrer, handelseinig und steigen ein. Kurze Zeit später ist der Kleinbus brechend voll - eine Horde Italiener will unbedingt noch mit. Die Notsitze werden heruntergeklappt und wer von den Italienern keinen Sitzplatz mehr hat, wird kurzerhand auf den Schoß genommen. Uns wird es Himmelangst. Wir sitzen wie die Filzläuse. Die Fenster sind zwar offen, aber was nützt das bei 32 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von um die 74 %.

Die Reggae-Musik dröhnt und lässt die Lautsprecher scheppern. Bob - der in Wirklichkeit Ajani heißt, beruhigt uns. Ohne die Musik leiser zu drehen, schreit er gegen Bob Marley an: Ya man - was so viel heißt wie: ja, natürlich, alles klar, kein Problem. Die Italiener wollen nur in die Stadt; das sei nur 5 Minuten entfernt und ein kleiner Umweg von höchstens drei Minuten, klärt er uns auf. Die Aufständler unter uns, die wieder aussteigen wollten, beruhigen sich und wir zuckeln los. Tatsächlich sitzen wir 15 Minuten wie die Ölsardinen, aber dann steigen die Italiener aus und wir freuen uns auf die Wasserfälle. Nur, dass Bob meint, er müsse einen kleinen Umweg machen. Es seien Fahrgäste dabei, die zum Botanischen Garten möchten. Die setze er kurz ab und anschließend würden wir zu den Wasserfällen fahren. Am Botanischen Garten angekommen rät er allen auszusteigen und sich die Beine zu vertreten; er werde solange Tickets kaufen. Mittlerweile wundern wir uns über gar nichts mehr, auch nicht darüber, dass der Botanische Garten heute geschlossen ist. Bob weiß Rat, zeigt und erklärt uns die Pflanzen auf dem Parkplatz. Er werde auf dem weiteren Weg einen klitzekleinen Zwischenstopp bei Moses einlegen. Der hätte immer verschiedene Heilpflanzen und Blumen, die wir uns alle anschauen könnten. Schimpfen hilft nicht viel, die Botaniker unter uns müssen wohl oder übel wieder einsteigen.

So langsam entwickelt sich die Fahrt in eine Slapstick-Komödie und dadurch ist die Laune im Bus wider Erwarten gut. "Ach ja" meint Bob. "Bevor wir bei Moses ankommen, muss ich einen leinen Stopp bei meinem Freund machen. Er hat eine kleine Keramikwerkstatt." Natürlich müssten wir nichts kaufen. Außerdem könnten wir Bilder von der gegenüber der Werkstatt liegenden "Pirateninsel" machen. Da niemand in Kauflaune ist, das Angebot ist nicht wirklich prickelnd, fahren wir nach einem kurzen Halt weiter.

Das Bussle windet sich eine enge, steile Straße durch den Regenwald. Plötzlich hält Bob an einer Holzbude am Straßenrand. Ja, und dort sitzt Moses. Ein Erlebnis! Völlig zugekifft winkt er uns und lädt uns in sein "Reich" ein. Er präsentiert uns verschiedene Pflanzen und Früchte - probieren traut sich allerdings keiner. Der kurze Aufenthalt ist ein echtes Highlight. Ja, und jetzt geht es …, wer hätte es gedacht: zu den Wasserfällen! Beim Blick auf die Uhren stellen wir fest, dass dafür eigentlich gar keine Zeit mehr bleibt, was sogar Bob zugeben muss. Aber auch hier weiß er Rat. Er hätte uns die Wasserfälle versprochen und wir würden sie zu sehen kriegen. Ein paar Kilometer weiter hält er - wieder am Straßenrand - an und lässt uns aussteigen. Ratlos blicken wir uns um. Weit und breit kein Wasser zu sehen. Bob indessen reißt aus einem Bretterzaun an der Straße zwei Bretter raus und winkt uns. Nacheinander schlüpfen wir durch den Spalt, weiter geht’s über einen schmalen Trampelpfad an dessen Ende tatsächlich ein kleiner Ausschnitt von den Wasserfällen zu sehen ist. Nach einem kurzen Fotostopp verspricht er uns, uns noch die Stelle zu zeigen, in die der Wasserfälle münden. Während der Weiterfahrt führt er einige Telefonate. So kommen wir zu einem Restaurant mit Ausblick auf den unteren Teil der Fälle. Normalerweise würde hier Eintritt verlangt, klärt Bob uns auf. Aber sein Kumpel lasse uns 10 Minuten kostenlos rein. Viel sieht man allerdings auch hier nicht.

Auf der Rückfahrt will Bob "unsere" Italiener wieder einsammeln und kann es nicht fassen, dass die nicht mehr da sind. Er hätte doch versprochen, sie abzuholen. Nur, dass wir eine Stunde später dran sind, als verabredet. Bob sieht’s sportlich, den Fahrpreis hat er im Voraus kassiert und "Ya man", mit uns sei’s doch ein rundum schöner Tag gewesen.

Und auch wir Fahrgäste sind uns da einig: obwohl wir die berühmten Wasserfälle von Ochos Rios nicht wirklich gesehen haben - die Fahrt mit Bob Marley wiegt alles andere auf: witzig, unterhaltsam und mit Moses, dem Rastafari - nicht zu toppen! Ya man!

5. Tag: Montego Bay/Jamaika

Die beste Weise, Fische zu beobachten, besteht darin, selber zum Fisch zu werden. [Jacques-Yves Cousteau]

Und genau das habe ich heute vor!

Wir legen im Hafen von Montego Bay an. Er ist recht idyllisch gelegen und klein. Mo Bay, wie sie die Einheimischen nennen, ist eine Stadt mit einer geschichtsträchtigen und unrühmlichen Vergangenheit. 1494 fuhr Kolumbus zum ersten Mal in die Bucht von Montego Bay, er nannte sie El Golfo de Buen Tiempo - "Gut Wetter Bucht". In den Jahren bis 1655 legten viele spanische Schiffe an, um Verpflegung an Bord zu nehmen. Aus dem spanischen Wort "manteca" (Speck) wurde Montego Bay. 1670 übernahmen die Engländer die Macht. Bis 1739 blühte der Zucker- und der Sklavenhandel auf. Dieses dunkle Kapitel gehört zum Glück der Vergangenheit an. Zucker und Rum dagegen werden immer noch produziert und neben diesen Waren vor allem Bananen, Kaffee, Ingwer und Edelhölzer exportiert. Heute gibt es außerhalb des kommerziellen Zentrums zahlreiche Strandhotels und Golfplätze. Und - was mich besonders interessiert - den Montego Bay Marine Park.

Die Tauchgänge sind sehr teuer. Sicher wäre es bei direkter Buchung vor Ort billiger. Ich habe mich trotzdem für die Buchung über TUI entschieden. Schließlich habe ich bei Bootsausfahrten schon oft erlebt, dass irgendetwas dazwischen kommen kann und die Ausfahrt länger als geplant dauert. In einem Hotel vor Ort ist das kein Problem. Ob ich um 16.00 Uhr oder um 19.00 Uhr zurück bin, spielt keine Rolle. Anders auf einer Kreuzfahrt. Wenn hier was schiefgeht, bin ich mit der Buchung über TUI auf der sicheren Seite und brauche mich bei einer eventuellen Verspätung um nichts kümmern.

Insgesamt sind wir 6 Taucher. Mit einem Kleinbus fahren wir zur örtlichen Tauchbasis. Das Equipment ist schnell ausgeliehen, außer den Flossen wird an Land nichts probiert, die Größe der Jackets wird geschätzt und an Bord gebracht. Wir brauchen uns um nichts kümmern, alles wird von der Tauchbasis erledigt. Die Jackets sehen wir zum ersten Mal an Bord, auf wundersame Weise passt alles. Ein kurzes Briefing, das war’s. Buddyteams werden nicht gebildet, jeder muss in Sichtweite der Gruppe bleiben, kann aber ansonsten machen, was er will. Ungewöhnlich, aber mir ist’s recht.

Nach kurzer Bootsfahrt erreichen wir den ersten Tauchplatz. Ein schöner relaxter Tauchgang, nichts Wichtiges. Die Sichtweite beträgt ca. 30 m. Wenig Fische, wenig Korallen. Nach 45 Minuten geht’s an Bord und von da aus wieder zurück zur Tauchbasis. Die Flaschen werden von der Crew gewechselt und wir nehmen weitere Taucher auf. Ein Lunchpaket haben wir von TUI bekommen und so verbringen wir die Oberflächenpause bei Gesprächen, Gelächter und viel Spaß an Bord. Der zweite Spot ist ähnlich. Auch hier ein netter Tauchgang mit einem unerwarteten Highlight: zwei Adlerrochen umgeben uns. Gigantisch schön. Leider viel zu kurz, dann treten die beiden den "Weiterflug" an.

Nach dem Tauchgang brauchen wir nur unsere persönlichen Sachen nehmen und es geht zurück zur MS6.

Nach dem schönen Vormittag freue ich mich, mit meiner Mutter einen gemütlichen Ausflug zum Martha Brae River zu machen. Die Fahrt dauert nicht allzu lange, ist aber interessant.

Die Bambusfloße sehen abenteuerlich aus. Ob wir es schaffen, ohne ins Wasser zu fallen, ein- und aussteigen? Doch es ist nicht so schwierig, wie es den Anschein hatte. Über eine Treppe ist der Einstieg für jeden machbar. Wir genießen die 1 ½ Stunden auf dem Fluss. Nichts Spektakuläres, aber sehr romantisch und gemütlich. Jason, unser Käpt’n, rät uns, die Schwimmwesten auszuziehen, das sei doch viel bequemer. Und recht hat er. Dann noch jeweils seitlich aufs Floß sitzen und die Füße ins kühle Nass - das hat was. Wir kommen an einem alten Friedhof vorbei. Leider sieht man nicht viel, aber Jason weiß Rat: "Steh doch einfach auf!". Als wenn das so einfach wäre. Schließlich ist das Floß doch recht instabil. Zwei Fotos werden es, leider sieht man nicht viel darauf. Jim erzählt uns viel über die Gegend und das Leben auf Jamaika. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Am Ende will er uns ein, wie er sagt, selbst geschnitztes Gefäß verkaufen. Wie uns erklärt wurde, sind sie darauf angewiesen, ihren kargen Lohn aufzubessern. In Anbetracht unserer Freigepäckgrenze bei Eurowings geben wir ihm lieber ein großzügiges Trinkgeld und lassen ihm seine Bastelarbeit.

Ein wunderschöner, erlebnisreicher Tag!

6. Tag: Seetag

"Ein richtiger Steuermann fährt mit zerrissenem Segel und wenn er die Takelage verloren hat, zwingt er dennoch den entmasteten Rumpf des Schiffes auf Kurs." [Lucius Annaeus Seneca]

Wir wandeln auf den Spuren von Christoph Columbus und sind auf dem Weg nach Santo Domingo. 1492 kreuzte er durch diese Gewässer. Ob wir wohl gerade in seinem Kielwasser fahren? Während er und seine Seeleute ständig mit Hunger, Skorbut und den Naturgewalten des Meeres zu kämpfen hatten, haben wir die Qual der Wahl. Herrlich dekadent, schon beim Frühstück zwischen verschiedenen Restaurants wählen zu können. Wir genießen es - Kolumbus und seine Männer hätten ja nichts mehr davon, wenn wir uns für trocken Brot und Wasser entscheiden würden.

Tagsüber essen wir im Anckelmannsplatz, weil wir liebend gerne vom Buffet essen. Abends zieht es uns - nicht zuletzt wegen unserer netten Kellner ins Atlantik - Mediterran. Die Portionen dort sind mehr als übersichtlich. Aber wir essen uns quer durch die Menüs. Es gibt Standardgerichte, die es jeden Tag gibt und Spezialitäten. So wird es nie langweilig und wir genießen die Atmosphäre im Bedienrestaurant.

Nach dem Frühstück wollen wir ins kühle Nass. Wir ergattern noch zwei Liegen beim 25 m Pool. Gestern kam ein Schwung neuer Gäste und das Schiff scheint proppenvoll zu sein. Die Liegen stehen dicht an dicht und die gemütlichen Liegen mit dicker Auflage sind vermutlich nur zu haben, wenn man dort übernachtet. Schwimmen macht hungrig und so schlagen wir erneut im Anckelmannsplatz auf. Anschließend machen wir es uns mit einem Buch auf unserem Balkon gemütlich.

Später steht für mich ein Besuch im Fitnessstudio an. Wird wohl an jedem Seetag so sein, sonst muss man mich angesichts der enormen Auswahl an Restaurants und Bars und deren Angeboten von Bord rollen.

Die Öffnungszeiten sind sehr gut: täglich von 7.00 bis 21.00 Uhr, da kann ich sicher auf nicht so stark frequentierte Zeiten ausweichen. Die MS6 bietet ein großes Kursangebot an. Man sollte sich einen Tag vor Kursbeginn anmelden, da speziell an Seetagen die Kurse schnell ausgebucht sind. Ich mag im Urlaub keine festen Zeiten - soweit vermeidbar - und so kommt ein Kurs für mich nicht infrage.

Der verglaste Fitnessraum ist groß und bietet von den Rädern, Crosstrainern und Laufbändern einen tollen Ausblick aufs Meer. Ein paar Geräte gibt es auch, aber hier ist die Auswahl begrenzt. Ich interessiere mich für das TRX-Band. Da ich daheim seit einem halben Jahr einen TRX-Kurs besuche, brauche ich weder Einweisung noch einen Personal-Trainer. Aber, so wird mir erklärt, wenn ich das Band benutzen will, müsste ich dafür 5 € zahlen. So wichtig ist es mir dann doch nicht. Sporthandtücher werden kostenlos zur Verfügung gestellt. So braucht man das Badetuch nicht mitzunehmen. Auch kann man seine Trinkflasche an Wasserspendern auffüllen.

Was ich nicht verstehe: die Joggingstrecke darf man nur von 7.00 - 9.00 Uhr und von 19.00 - 21.00 Uhr benutzen. In der Karibik wird vermutlich tagsüber kaum jemand zum Joggen gehen - aber während der Transatlantik-Überquerung würde auch ich dort gerne mal laufen. Ich kann es nicht richtig glauben, aber es ist tatsächlich so. Auf der Joggingstrecke ist alles vollgestellt mit Liegen. Schade, auf den Schiffen, mit denen ich bisher gefahren bin, gab es einen extra Bereich, der den ganzen Tag genutzt werden konnte.

Es gibt viele schöne Ecken und Stellen an Deck. Überall findet man kleine Nischen mit Sitzecken, Bars und Liegemöglichkeiten. Allerdings sind die meisten besetzt. Spektakulär ist der Ausguck "Blauer Balkon". Wahnsinn, uns trennt vom Meer nur noch eine Glasscheibe. Ein fantastisches Plätzchen.

Wir verbringen den Tag weitgehend auf unserem Balkon und gehen erst gegen Abend Richtung Pool. Ab 17.30 Uhr hat man das große Becken fast für sich alleine. Herrlich. Und nach dem Schwimmen geht es eine Runde in einen der drei großen Whirlpools.

Abends im Atlantik Mediterran ist viel los und wir müssen auf einen Tisch warten. So nehmen wir unseren Aperitif in der Lumas-Bar und nach zwanzig Minuten Wartezeit haben wir ein Plätzchen. Unsere Kellner erklären uns, dass man durchaus Tischreservierungen machen kann, aber dafür muss man z. B. ein Weinpaket ab 10 € buchen. Dieses gilt zwei Tage. Man bekommt an zwei aufeinander folgenden Tagen Qualitätsweine während des Essens und eine Tischreservierung. Da meine Mutter gar keinen Wein trinkt und ich ein Glas zum Essen lassen wir es und warten notfalls, bis ein Platz frei wird.

Gegen 21.30 Uhr soll die "Weiße Nacht" am Pooldeck beginnen. Die Vorbereitungen laufen auf Höchsttouren. Außerdem kann man ein professionelles Bild mit dem Kapitän machen lassen. Doch Neptun hat andere Vorstellungen … oder ist es Petrus? Jedenfalls regnet es. Natürlich wird nicht abgesagt, aber alles unter Dach gestellt, entsprechend voll ist es und wir haben keine Lust auf dieses Gedränge.

Die Lumas Bar liegt auf unserem Weg zur Kabine und wir bremsen dort auf einen Absacker ein. Die Live-Musik dort ist immer gut - ein einzelner Sänger nur mit Akkustikgitarre. Sehr schön.

7. Tag: Santo Domingo/DomRep

Zögere nie, weit fortzugehen, hinter alle Meere, alle Grenzen, alle Länder, allen Glaubens. [Amin Maalouf]

Santo Domingo verzauberte Christoph Columbus oder wie er im Spanischen heißt: Cristóbal Colón, mit einsamen Traumstränden und dem dichten Regenwald so sehr, dass er sich hier bestatten ließ. Die "Perle der Antillen" wurde 1496 von Europäern besiedelt und ist die älteste von Europäern errichtete Stadt in der Neuen Welt. Offiziell gegründet wurde sie 1498 von Christoph Kolumbus‘ Bruder Bartolomeo und hieß zunächst La Nueva Isabela. Nach einem verheerenden Hurrikan wurde sie 1502 neu gebaut und erhielt den heutigen Namen. 1990 wurde die historische Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

TUI bietet einen Shuttle für 9 € pro Person/Tag an. Die Shuttles fahren alle 30 Minuten und man kann die Busse so oft man will nutzen. Gut finden wir, dass man sich für das Angebot spontan entscheiden kann. Man muss einfach am Bus die Bordkarte vorweisen und kann mitfahren. Die Fahrt dauert keine 10 Minuten und man könnte eigentlich auch zu Fuß gehen, aber es ist heute extrem heiß und wir werden im Zentrum noch genug laufen.

Santo Domingo ist ein einzigartiger Schmelztiegel voller reizvoller Gegensätze: eine pulsierende und chaotische Metropole mit karibischem Lebensgefühl und quirligem Großstadt-Feeling. Columbus würde Bauklötze staunen. Würde es ihm gefallen oder wäre er entsetzt? Vermutlich wäre er begeistert. Schließlich war er Entdecker und Visionär.

Uns lockt die Ciudad Colonial, die historische Altstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten. Dort angekommen, fühlen wir uns in die Vergangenheit zurückversetzt, wandeln wir doch durch die 500 Jahre alte Geschichte dieser Stadt.

Dazu passen die Pferdekutschen und wider besseres Wissen (Tierschutz) entscheiden wir uns für eine Fahrt (zwei Stunden = 25 € - nach zähem Handeln). Wir rattern übers Kopfsteinpflaster vorbei am Palacio de Borgella, dem Alcazar de Colon, dem zwischen 1511 und 1514 errichteter Plast des ersten Vizekönigs der neuen Welt, das Panteon Nacional und die Catedral de Santa Maria la Menor, die älteste Kirche Amerikas (Baubeginn 1512), um nur einige zu nennen.

Der Faro Colón, das monumentale Wahrzeichen der Stadt, wurde zu Ehren seines Entdeckers, Cristobal Colón erbaut. Der Betonbau ist gigantisch: das in Form eines liegenden Kreuzes ist 240 Meter lang, 34 Meter breit und 46 Meter hoch. Die Baukosten sollen bis zu 70 Millionen US-Dollar verschlungen haben und angeblich wurden 5.000 Familien umgesiedelt. Ziemlich fragwürdig, bei der im Land herrschenden Armut.

Im Inneren ist ein Museum, in dem jeder Staat Amerikas seinen eigenen Bereich hat. Es soll sich auch das Grab von Christoph Columbus befinden. Die Spanier beanspruchen allerdings die sterblichen Überreste für sich und so soll er in Sevilla in der Kathedrale Santa Maria de la Sede bestattet sein. Laut Wissenschaftlern ist das Skelett nicht vollständig und so besteht die Möglichkeit, dass im Mausoleum Santo Domingos ein Teil des großen Seefahrers zurückgeblieben ist. Unsere Kutschfahrt endet am Parque Colón, einem zentralen Platz, Einheimische und Touristen gleichermaßen zum Relaxen einlädt. Auch wir setzen uns ein Weilchen auf eine Bank und schauen dem lebhaften Treiben um uns herum zu.

Anschließend laufen wir noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu Fuß ab bis es Zeit wird, mit dem Shuttlebus zurück zur MS6 zu fahren. Dort verabschiedet uns ein Ensemble mit Tänzern und Stelzenläufern.

Nach diesem schönen und erlebnisreichen Tag führt uns unser erster Weg zurück an Bord zur Schau-Bar und einem Cocktail. "¡a tu salud! Cristóbal Colón!"

8. Tag: Seetag

"Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge und keine Heimat haben in der Zeit" [Rainer Maria Rilke]

Schon bei der Reisebuchung haben wir uns auf die Seetage gefreut. Reisen, ohne jeden Tag irgendwo anzukommen, ja, das hat was. Endlich genügend Zeit, um die Seele baumeln und das Erlebte vom Vortag Revue passieren zu lassen. Wir genießen es, in aller Ruhe frühstücken zu können, ohne zu einem Landausflug hetzen zu müssen. Ca. 1200 Crew-Mitglieder aus 50 Ländern der Welt kümmern sich um unser Wohl. Im Servicebereich sprechen die meisten deutsch - mit englisch kommt man auf jeden Fall weiter.

Die MS6 schippert derweil durch das karibische Meer. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei ca. 21.7 Knoten, vermutlich werden wir nur mit halber Kraft fahren. Die Distanz zwischen Santo Domingo und St. Maarten beträgt 394.54 nautische Meilen, was 731 km entspricht. Wir fahren, wie uns der Kapitän verrät, an Puerto Rico vorbei. Leider kann man die Insel nicht erkennen, ebenso die britischen Jungferninseln.

Gestern Abend war Vorstellung des Kapitäns und der Offiziere. Unser Kapitän Simon Boettger, ist 36 Jahre alt und präsentiert sich und seine Kollegen in einer sehr launigen, humorvollen und ansprechenden Art. Es sei sein erstes Kommando als Kapitän hier auf der MS6. Er vermute, er hätte diese Route wegen der vielen Seetage bekommen. So müsse er nicht oft "einparken" und etwaige Karambolagen mit den Hafenmauern würden sich in Grenzen halten. Weiter gibt er den Passagieren, die von ihrer Kabine freie Sicht auf einen Teil der Brücke haben, zu bedenken, dass er und seine Offiziere die gleiche Sicht hätten - nur eben umgekehrt. Er wolle gar nicht weiter ausführen, was er da so alles an Bekleidung oder Nicht-Bekleidung sehe. Ihnen sei es ja egal, aber einen Hinweis könne er sich doch nicht verkneifen.

Nun wird es Zeit, die Bordbibliothek unter die Lupe zu nehmen. Der mitgebrachte Lesestoff meiner Mutter ist aufgebraucht und sie weigert sich beharrlich, einen E-Book-Reader zu verwenden. Die Bibliothek der MS6 kann sich sehen lassen. Wirklich die Beste auf allen Kreuzfahrten, die wir gemacht haben. Sehr gut sortiert nach Themenbereichen, große Auswahl - hier findet jeder etwas.

Abends machen wir unseren Rundgang an Deck und sehen - mit einem Cocktail - der Sonne beim Untergehen zu.

Das Restaurant ist heute halb leer und so reicht es uns später ins Theater. Eine Zirkusshow steht auf dem Programm. Ein bisschen Artistik und Jonglieren - nichts Spektakuläres, aber ganz nett. Und natürlich darf der Absacker an der Champagner-Bar im Freien nicht fehlen.

9. Tag: St. Maarten

"Wer reisen will, muss zunächst Liebe zu Land und Leuten mitbringen, zumindest keine Voreingenommenheit. Er muss guten Willen haben, das Gute zu finden, anstatt es durch Vergleiche tot zu machen". [Theodor Fontane]

Ein wenig hadere ich immer noch mit dem Schicksal, das mich um meine heutigen Tauchgänge gebracht hat. Zumal ich es nicht ganz verstehe. Einem meiner Freunde, der in der Tauchbranche tätig ist, habe ich von meiner Enttäuschung geschrieben und er hat sich mit zwei Tauchbasen auf St. Maarten in Verbindung gesetzt. Diese hätten durchaus Kapazitäten freigehabt und haben auch die ganze Zeit Ausfahrten durchgeführt. Ich hatte das auch schon vor drei Tagen der Mitarbeiterin am Tauchschalter gesagt, aber sie meinte, es sei zu kurzfristig, eine Ersatzbasis zu beauftragen. Versteh ich bis heute nicht, immerhin waren wir 6 Taucher, die den Ausflug gebucht hätten. Auf eigene Faust hab ich mich wieder nicht getraut - schließlich wäre der nächste Hafen Funchal und die Seetage, auf die ich mich so gefreut habe, wollte ich nicht missen.

Wir waren letztes Jahr im März auf St. Maarten. Vergleiche können und wollen wir nicht anstellen. Lieber bringen wir die Liebe zu Land und Leuten mit. Die schrecklichen Bilder, die Hurrikan Irma im September 2017 auf seinem Weg durch die Karibik auf St. Maarten hinterlassen hat, sind uns noch in Erinnerung. Mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von 295 km/h fegte er über die idyllische Insel hinweg. St. Maarten wurde fast völlig zerstört. Die Schäden sollen sich auf 1.9 Milliarden Euro belaufen. Auch der weltberühmte Flughafen Princess Juliana International Airport am Maho Beach wurde stark beschädigt, die Start- und Landeband war quasi nicht mehr vorhanden. Der Flugbetrieb soll wieder aufgenommen worden sein, aber die spektakulären Landungen und Abflüge gehören - noch - der Vergangenheit an. Der Wahlspruch von St. Maarten lautet: Semper progrediens (Immer vorwärts)! Hoffen wir für die Insulaner, dass es seit September nur vorwärtsgeht und die Menschen wenigstens wieder einigermaßen ihr normales Leben aufnehmen konnten.

Den ursprünglich gebuchten Nachmittagsausflug (zweistündige Inselrundfahrt) konnte ich auf eine 3 1/2stündige Fahrt umbuchen. Außerdem wurde die Liegezeit zwei Stunden verlängert.

Der Ausflug beginnt etwas holprig. Zuerst müssen ca. 40 Personen auf zwei Leute 15 Minuten warten und als es endlich so weit ist müssen wir uns unten vor dem Schiff in Zweier-Reihen in der glutheißen Sonne aufstellen. Und dort stehen wir und stehen, während die TUI-Begleiterin und die örtliche Reiseleiterin miteinander debattieren. Schließlich erhalten wir alle ein Armbändchen. Die Fahrt war ausgewiesen ohne Stopps bzw. lediglich Fotostopps. Der Sinn der Bändchen hat sich uns zunächst verschlossen. Bis dann jeder sein Bändchen hat vergehen weitere 10 Minuten, weil die Reiseleiterin immer wieder mit jemand, der gerade an ihr vorbeiläuft und den sie kennt, redet. Wäre alles nicht schlimm, wenn wir nicht in der prallen Sonne stehen würden. Langsam macht sich Unmut breit. Endlich ist es soweit, jeder ist etikettiert und wir können in den Bus einsteigen. Über Kopfhörer erhalten wir Informationen über die Insel. Weil sich die Lautstärke nicht regulieren lässt und immer wieder Musikbeschallung mit dabei ist, setzen wir sie ab und merken nicht, dass auch unsere Aufenthalte erzählt werden …

Schon zu Beginn der Fahrt stehen wir in einem scheinbar endlosen Stau und sind froh, uns für den TUI-Ausflug und nicht für eine private Fahrt entschieden zu haben.

St. Maarten/Sint Maarten/Saint-Martin ist die kleinste bewohnte Insel, die zwei Staaten angehört. Der südliche Teil gehört zum Königreich der Niederlande, der Nördliche ist Teil des französischen Überseegebiets. Und auch hier ist Christoph Kolumbus allgegenwärtig. Am 11.11.1493 entdeckte er die Insel und nannte sie im Hinblick auf den Namenstag des Heiligen Martin Isla de San Martin.

Die Fahrt ist interessant und schön, wenn auch noch etliche Schäden des Hurrikans sichtbar sind. Aber die Renovierungsarbeiten sind weitgehendst abgeschlossen. Lediglich der Tourismus lässt noch etwas auf sich warten.

Unser erster Halt lässt nicht lange auf sich warten. Wir werden in einen Hinterhof gekarrt und können eine Rumdestillerie besichtigen und natürlich auch Rum kaufen. Es ist ein kleiner, dunkler, winziger Raum und nach kurzer Zeit sitzen alle freiwillig wieder im Bus. Mit Blick auf die kegelförmigen Hügel der Gebirgsketten und die Weite der Karibik erreichen wir Mahony Bay, den Flugzeugstrand. Zu meiner Freude haben wir hier einen weiteren Stopp und können tatsächlich zwei kleinere Maschinen landen sehen. Auch wenn es nur kleine waren, es ist ein grandioses Erlebnis. Kaum vorstellbar, wie es sein muss, eine Boeing über unseren Köpfen einschweben zu sehen. Hier hätte ich noch ein Weilchen bleiben können. Der Strand ist wenig besucht und das flaschengrüne Wasser lädt zum Baden ein - doch dafür ist keine Zeit. Wir wollen noch mehr von der Insel sehen.

Unser Bus windet sich die Küstenstraße hinauf. Oben angekommen können wir auf einem Aussichtspunkt im niederländischen Teil der Insel aussteigen und die Bilderbuch-Landschaft unter uns fotografieren oder einfach nur dastehen und die Aussicht genießen.

Die Teilung der Insel erfolgte 1648. Französische und niederländische Kriegsgefangene hatten ihre spanischen Aufseher vertrieben. Um die Teilung rankt sich eine kuriose Legende. Ein Niederländer und ein Franzose umrundeten die Insel in gegensätzlicher Richtung, bis sie sich wieder am Strand trafen. Der Franzose soll dem Niederländer eine Wasserflasche gegeben haben, die statt Wasser Gin enthalten haben soll. Deshalb sei der niederländische Teil kleiner, als der französische.

Auf der Rückfahrt kommen wir direkt am Hafen vorbei. Hier liegen noch viele Schiffswracks, teilweise im Wasser oder an Land. Auch viele Autos, die uns auf unserem Weg begegnen, haben Beulen, eingedrückte Fensterscheiben und auch die Häuser am Strand sind teilweise sehr stark beschädigt.

Unser nächster Halt ist eine - anscheinend - berühmte Eisdiele mit einem Kinderkarussell. Kinder sind auf unserer Fahrt nicht dabei und Eis haben wir an Bord eigentlich mehr als genug. So hält sich auch dieser Aufenthalt in Grenzen. Vielleicht ganz gut; stehen wir doch immer wieder im Stau. Eine Stunde später als im Programm angegeben, erreichen wir die MS6.

Noch schnell ein paar Aufnahmen im Hafenbereich und dann zurück an Bord. Aber nicht alle Ausflügler schaffen es und so laufen wir ca. 45 Minuten später aus - was uns jetzt nichts ausmacht - sitzen wir doch wohlbehalten an Deck und warten aufs Auslaufen.

Ein schöner Tag, den wir mit einem guten Abendessen und einem Absacker an der Bar ausklingen lassen.

10. - 11. Tag: Seetage

"Fragt die Seeleute, was sie bevorzugen; die Gefahr, in einem stürmischen Meer zu schiffen, oder die erdrückende Hitze, der man zwischen den Sonnenwenden ausgesetzt ist. Sicherlich ziehen sie Stürme, den Wind, die große Woge vor. Wogen, Bewegung, Lärm, Sturm, Kraft: das, das liegt in der Freiheit." [Emilio Castelar Ripoll]

Ob das für die Seeleute von heute auch noch gilt?

Der manchmal drückenden karibischen Hitze werden wir sicher "entfliehen". Obwohl ich mit Emilio einer Meinung bin und Wind und Wogen zu einer Seefahrt gehören, würde ich lieber auf Stürme verzichten - meine Mutter wird leicht seekrank und ich möchte nicht jeden Tag an der Rezeption Tabletten holen und sie auf der Kabine lassen müssen, sondern die kommenden Tage zusammen mit ihr an Deck genießen.

2.629 Seemeilen (4.870 km) auf dem Meer liegen vor uns. Auch wenn es für uns schon die dritte Transatlantik-Kreuzfahrt ist, es fasziniert uns immer wieder aufs Neue. Von der Neuen in die Alte Welt, respektive von einem Kontinent zum anderen über den großen Teich zu schippern und den Äquator zu überqueren ist ein ganz besonderes und unvergessliches Erlebnis. Bei den letzten Kreuzfahrten haben wir, was angesichts des enormen Schiffsverkehrs fast unmöglich ist, tagelang kein anderes Schiff gesehen. Losgelöst vom Alltag. Nur die grenzenlose Weite, das blaue, schillernde Meer, durchbrochen von kleinen Schaumkronen. Uns geht jedes Mal das Herz auf.

Während die Segelschiffe früher im Durchschnitt 33 Tage unterwegs waren, dauert es heute zwischen 5 - 6 Tage, je nach Route. Bei uns sind es 6 und somit ausreichend Zeit, das Schiff zu genießen und zu erforschen.

Entgegen den Informationen im Internet, wonach auch das Anckelmannsplatz-Buffet-Restaurant um 14.00 Uhr schließt, hat es während der gesamten Reise durchgehend von 7.30 bis 21.30 Uhr geöffnet. An den Seetagen ist das gesamte Frühstücksangebot bis 10.30 Uhr verfügbar, dann wird es reduziert und gleichzeitig das Mittagessen vorbereitet. Ab 14.00 Uhr gibt es nur an einer Station Mittagessen und der Nachmittagskaffee mit Kuchen und Gebäck steht im Vordergrund. An der WOK-Station werden morgens Eier und Eierspeisen in allen möglichen Variationen angeboten. Mit vielen Zutaten zum Auswählen kann man sich ein Omelette zusammenstellen und wird mittels einen Pager angepiepst, wenn es abholbereit ist. Nach dem Frühstück ist dort die WOK-Station - diese dann bis 21.30 Uhr.

Da an den Seetagen täglich die Uhr vorgestellt wird, wird es abends natürlich immer länger hell. Wir würden lieber erst später zum Essen gehen, aber die Zeiten bleiben gleich. Das Atlantik Klassik - Mediterran und Anckelmannsplatz werden um 21.30 Uhr geschlossen. Die Osteria schließt um 22.00 Uhr. Lediglich die Bezahlrestaurants haben bis 23.00 Uhr geöffnet.

Gosch Sylt ist von 7.30 -10.30 Uhr, von 12.00 - 14.00 Uhr und von 18.00 - 21.30 Uhr geöffnet. Während bei den anderen Restaurants das Essen täglich wechselt, ist dort eigentlich immer das gleiche zu haben: gebratene Garnelen, die fantastisch sind, Backfisch, leckere Penne mit einer leicht scharfen Soße und Garnelen - kann ich gar nicht genug davon bekommen - zwei Sorten Räucherlachs, Fischbrötchen und Salate.

Ganz klar: niemand muss nach 21.30 Uhr verhungern. Dafür gibt es ja noch das Tag & Nacht Bistro. Die Burger dort sind lecker. Dazu gibt’s Pommes Frites, Curry-Wurst und wenn wir dort waren Rouladen (sehr zart und gut), Steak, Kartoffelbrei und Reis. Die Bosporus-Snackbar ist von 12.00 - 21.30 Uhr (wetterabhängig) geöffnet. Dort gibt’s Döner - haben wir nicht probiert.Im Champagner-Treff gibt’s leckere Tapas – nur findet man selten ein Plätzchen.

Insgesamt ist das Essensangebot riesig und geschmacklich in der Regel auch gut. Fleisch ist manchmal etwas zäh und trocken, auch im Bedienrestaurant. Aber es gibt ja genügend andere Speisen. Wir mischen z. B. abends im Atlantik oft die Menüs und essen 3 Vorspeisen, lassen die Zwischengänge aus - oder umgekehrt … alles ist machbar.

Was wir nicht verstehen: überall auf dem Schiff wird auf Hygiene so großen Wert gelegt, aber im Anckelmannsplatz und im Tag & Nacht-Bistro sind die Speisen, die in der "zweiten" Reihe stehen, nur zu erreichen, wenn man mit dem ganzen Arm über den Speisen unten hängt. Ganz schlimm finden wir es beim Obst. Die Zangen fassen so schlecht, dass man zwei, manchmal drei Anläufe braucht, bis man ein Stück Obst erwischt. Bei der WOK-Station muss man auch halb über den vorderen Schüsseln hängen, wenn man was von den hinteren nehmen möchte.

Nicht nachvollziehbar ist für uns, dass es auf den Tischen keine Abfallbehälter gibt. Wir nehmen wohl oder übel immer einen leeren Teller mit um z. B. die Teebeutel, Eierschalen oder leeres Butterpapier so auf den Tisch legen zu müssen.

Getränke gibt es in den SB-Restaurants zum selber zapfen - Apfelsaft, Wasser mit und ohne Kohlensäure, Fanta, Cola, Cola light und wässrigen Orangensaft. Die Auswahl an Tees ist sehr gut. Wein und Bier können ebenfalls an Automaten gezapft werden. Es stehen auch Behälter mit eisgekühltem Bier in Flaschen bereit, lediglich alkoholfreies Bier gibt es in diesen Restaurants nicht. Schade, da wir tagsüber keinen Alkohol trinken und nicht immer auf Wasser und Säfte zurückgreifen möchten. Dabei könnte man doch sicher zu den Flaschen mit Alkohol auch welche ohne dazu legen.

12. - 13. Tag: Seetage

Den Puls des eigenen Herzens fühlen. Ruhe im Innern, Ruhe im Äußern. Wieder Atem holen lernen - das ist es! [Christian Morgenstern]

Nach ruhigen und gemütlichen Seetagen bewegen wir uns in Richtung Äquator, werden ihn aber nicht überqueren, somit findet leider keine Atlantiktaufe statt. Schade, ist immer ein nettes Spektakel.

Ursprung des Brauchs liegt in der Zeit der Entdeckungsreisen der Portugiesen, die beim Überschreiten des gefürchteten Äquators ihren Mut und Gläubigkeit durch eine Taufe bekräftigen wollten/mussten. Es hieß, die Äquatorregion sei zu heiß, um sie zu bewohnen oder zu durchqueren und eine Expedition müsse unweigerlich tödlich verlaufen. Während früher zu diesem Zweck Öl oder andere Brennstoffe verabreicht wurden, werden die heutigen Täuflinge von Neptun mit Fischöl, Rasierschaum und anderen stinkenden Substanzen "eingeseift" und "gereinigt". Das früher oft brutale und erniedrigende Ritual dient heutzutage meist nur der Unterhaltung auf Kreuzfahrtschiffen und wird in der Berufsschifffahrt nur noch selten durchgeführt.

Wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter, die Sonne scheint, das Meer ist weitgehend ruhig und wir können jeden Tag entweder auf dem Balkon oder oben an Deck genießen. Nur schade, dass der große Pool so kalt ist. Das Wasser wird leider nicht geheizt und durch den jetzt doch kühlen Wind macht schwimmen keinen Spaß mehr. Also muss das Fitnessstudio öfter herhalten. Die Kurse sind sehr gut besucht und beginnen schon um 7.30 Uhr. Die meisten sind kostenlos. Von Fitness-Morgengymnastik über Fun-Cycling, Aerobic, Jumping (30 min/10 €), Bauch, Beine, Po bis hin zur Tiefenentspannung wird alles angeboten. Der Saunabereich ist sehr schön und inklusive. Spezielle Saunanächte und manche Aufgüsse müssen bezahlt werden.

Unterhaltung groß geschrieben. Alles wäre gar nicht machbar und auch so kann man durchaus in "Terminstress" kommen. Von Koch-/Foto- und Malkursen (alle kostenpflichtig) gibt es div. Workshops, Tanzkurse, einen Spieletreff, Shufflebord und und und. Die Bars haben lange Öffnungszeiten bzw. sind durchgehend geöffnet.

So vergehen die Tage wie im Flug und wir haben nur noch zwei Seetage bis Funchal vor uns. Wie schon erwähnt, sind die Shows ganz nett. Nicht spektakulär, aber durchaus unterhaltsam. Ein bisschen ungünstig verteilt vielleicht. So war gestern Abend ein Auftritt von Rosanna Rocci, während in der Abtanz-Bar Dieter Hallervorden eine Comedy-Stunde abgehalten hat, heute Abend steht wieder ein einzelner Sänger auf dem Programm. Davor gabs eine sehr schöne Hommage an die Commedian Harmonists und am Tag darauf eine Musical-Show - hätten wir im Wechsel mit den einzelnen Sängern abwechslungsreicher gefunden.

14. - 15. Tag: Seetag

Was das Ziel ist bestimmt nicht der Wind, sondern das Segel und der Steuermann. [unbekannt]

Heute und morgen werden in 4. bzw. 5. Folge die Uhr vorgestellt, dann haben wir einen oder zwei Tage Pause, bevor uns ein letztes Mal eine Stunde "gestohlen" wird.

Die letzten Tage haben wir genutzt, das Schiff von oben bis unten zu durchstreifen. Während uns unsere Kabine sehr gut von Muster und Farbe gefällt, finden wir die anderen Bereiche etwas gewöhnungsbedürftig. In den Essensbereichen würden wir aus hygienischen Gründen Fliesen oder ähnliches Material Teppichböden vorziehen uns sind in vielen Innenbars die Fußböden und Sitzecken zu dunkel und manchmal auch unbequem. Alles ein wenig wirr, geradezu psychedelisch. Als wären wir in die 70er-Jahre zurück katapultiert worden. Etwas weniger an Mustern wäre sicher mehr gewesen. Auf uns wirkt alles zu gediegen und bieder. Und natürlich lieben wir Multikulti und sind gerne mit Gästen anderer Nationalitäten zusammen. Wir vermissen den Glanz und Glamour z. B. der Costa-/MSC- und Carnival-Schiffe und das damit verbundene Kreuzfahrt-Feeling. Aber das ist natürlich reine Geschmackssache.

Der abendliche Abdeckservice ist eine nette Sache. Sehr angenehm, wenn man nachts zurück in die Kabine kommt und das Bett ist so einladend vorbereitet, dass wir nur noch hineinschlüpfen müssen. Und es gibt jeden Abend eine Gute-Nacht-Schokolade.

Keine Frage: das Essens- und Getränkeangebot ist das Beste von allen Schiffen, auf denen wir bisher waren. Sei es das wechselnde Angebot an Obst, dessen Vielfalt wir so noch nie hatten, bis zu der großen Auswahl an der WOK-Station bis hin zu den Tapas in der Champagner Lounge.

Auch die Kabine (mit einer Ausnahme - s. unten) ist ebenfalls die beste, die wir je hatten. Sehr ruhig, man hört und sieht von den Nachbarn nichts. Keine Frage - alles soweit tipptopp. Und ein paar Kritikpunkte haben wir auch. Kleinigkeiten. Aber die MS6 hat ihren Preis und da kann man durchaus höhere Ansprüche stellen.

Mit der Klimaanlage in unserer Kabine sind wir unglücklich. Die Nächte werden kühler und die Balkontür bleibt immer öfter zu. Man kann die Klimaanlage zwar ganz ausmachen, aber die Frischluftzufuhr bleibt. Und die kommt eiskalt aus den Düsen. Meine Mutter hat das Bett Richtung Sofa, da geht es noch, aber bei meinem Bett am Fenster trifft mich der kühle Luftstrom voll. Dazu kommt es vom Fenster (dürfte ja eigentlich überhaupt nicht sein), kalt. Machen wir die Klimaanlage an, ist es zwar wärmer, aber auch hier bleibt mir am Fenster nur, die Decke über den Kopf zu ziehen bzw. die Polster des Sofas als Zugluftschutz vor die Balkontüre zu legen, die beiden Wolldecken im Schrank … wir hätten sie gerne an den kühleren Tagen auf dem Balkon benutzt, aber beide rochen muffelig und an einem klebte noch etwas Undefinierbares von einem der vorherigen Passagiere - Mir fällt leider erst heute beim Schreiben ein, dass wir uns hier hätten wehren können und neue Decken verlangen. Das nächste Mal! Mein Bettlaken - die Betten werden jeden Tag frisch überzogen, was unserer Meinung nach nicht sein müsste - ist bei der Wäsche entweder nicht "dran gekommen" oder nicht sauber geworden. Aber das sind die einzigen Kritikpunkte in der Kabine. Sonst ist sie wirklich perfekt durchdacht. Besonders die, für Kreuzfahrtschiffe, große Dusche ist ein richtiges Highlight. Der Balkon und die großen Schiebetüren, von denen sich eine ganz öffnen lässt, ist toll.

Allerdings sind die Toiletten in den öffentlichen Bereichen kein Highlight. Öfters verstopft, geputzt wird zu Zeiten, zwischen den Veranstaltungen, wenn die meisten Leute "müssen". In keiner der Toiletten habe ich die WC-Papierabdeckungen gefunden, obwohl hinten an den Wänden ein Spender ist. Wenn die sowieso nicht gefüllt werden, hätte man sich das Anbringen sparen können. Die Flüssigseife und/oder die Papierhandtücher sind oft aus. Der Wasserstrahl ist so kurz eingestellt, dass man drei- oder viermal mit seinen eingeseiften Händen wedeln muss, um sie abspülen zu können.

Und wenn doch alles Premium All Inclusive ist, weshalb kosten die Wasserflaschen auf der Kabine Geld? Heute Abend ist die Crew-Show und später singt der Shanty-Chor der Mein Schiff 6. Von den Zeiten her werden wir, weil wir die Crew-Show unbedingt sehen wollen, sicher beim Shanty-Chor keinen Platz mehr bekommen. Schade. Hätte man auch auf zwei Tage verteilen können.

Der Abend gestaltet sich - leider - ein wenig anders als geplant. Beim Abendessen informiert uns unser Kapitän, ein Passagier sei so schwer erkrankt, dass er mit dem Hubschrauber geholt werden müsse. Das Schiff würde jetzt beschleunigen, um dem Hubschrauber entgegenzufahren. Sobald uns dieser erreicht hätte, würden die Maschinen gedrosselt, damit er landen könne. Die vorderen Kabinen müssten aus Sicherheitsgründen leider evakuiert werden. Außerdem bittet er dringend, keine Fotos mit Blitz zu machen, damit die Piloten nicht gestört werden.

Wir entscheiden uns für die Crewshow und gehen dann auf die Kabine. Zum einen, weil wir keinen Platz in der Lumas Bar bekommen und zum anderen, weil wir für unser Funchal-Programm fit sein wollen. Die Crew-Show gestern Abend war fantastisch. Unglaublich, welch verborgene Talente unter uns an Bord schlummern. Besonders der Kreuzfahrtdirektor, der Nessun Dorma schmetterte. Grandios.

Plötzlich hören wir Hubschraubergeräusche - es sind mittlerweile fast 2 ½ Stunden vergangen und wir dachten eigentlich, der Patient sei längst abgeholt worden.

Beim Blick aus dem Fenster sehen wir, dass der Hubschrauber auf Höhe unserer Kabine im Anflug ist. Dort verharrt er gefühlt stundenlang. Eine spektakuläre Rettungsaktion beginnt. Der Hubschrauber beginnt den Landeanflug und ist außer Sicht. Wir sind froh und denken, er ist schon gelandet, als er wieder rückwärts fliegt und mit dem Heck immer näher an die Kabinen gerät. Uns wird angst und bange, aber er fängt sich wieder. Das Ganze wiederholt sich drei, viermal und es sieht jedes Mal nach einer sich anbahnenden Katastrophe aus. Endlich ist er sicher gelandet, nimmt den Passagier an Bord und erhebt sich in die Lüfte.

Der Kapitän informiert uns beim Frühstück, dass es dem ausgeschifften Patienten den Umständen gut geht. Der Einsatz war extrem gefährlich, vor allem für die Hubschrauberpiloten. Bei Windstärke 9 und 4 - 5 m hohen Wellen war es ein großes Wagnis und äußerst kompliziert, an Bord zu landen.

Gott sei Dank ist alles gut ausgegangen. Und unser Kapitän hat seinen ersten Härtetest mit Bravour gemeistert.

16. Tag: Funchal/Madeira

Es gibt Gegenden auf der Welt, die sind so schön, dass man sie an sein Herz pressen möchte. [Antoine de Saint-Exupéry]

Land in Sicht! Nach herrlichen Seetagen erreichen wir Madeira, die Hauptinsel der gleichnamigen Inselgruppe. Und auch hier – wie könnte es anders sein - war Christoph Columbus lange vor uns da. 1478 besuchte er die Insel als Zuckerhändler. Der Zuckerrohranbau spielte eine sehr wichtige Rolle. Die erste Wassermühle zur Verarbeitung des Zuckerrohrs wurde 1452 erbaut und die Levadas etwa zur gleichen Zeit angelegt. Mitte des 15. Jahrhunderts belieferte Portugal den europäischen Zuckermarkt. Allerdings brachte der ausgelagte Boden immer schlechtere Erträge und entstanden stattdessen immer mehr Weinberge.

Die Blumeninsel im Atlantischen Ozean besticht durch ihre außergewöhnlichen Landschaften. Die zerklüftete Vulkanlandschaft wird von den alten Bewässerungskanälen durchzogen, die mit ihren Fußpfaden zu langen Wanderungen einladen. Die atemberaubende Steilküste, das Hochmoor Paul da Serra und der 1862 m hohe Pico Ruivo sind weitere Anreize, dieses herrliche Fleckchen Erde näher zu erforschen. Nicht zu vergessen, die unvorstellbare Artenvielfalt der Blumen und Pflanzen, die Naturliebhaber in einen Rausch der Farben versetzen. Dabei bedeutet Madeira übersetzt "Holz" und hat so gar keine Assoziation mit der Inselflora.

Schade, uns bleibt nur ein Tag und den werden wir in Funchal verbringen. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Unsere Ziele sind die Seilbahn und die Korbschlitten.

Da wir nicht zu den frühen Vögeln gehören und die Würmer lieber anderen überlassen, entscheiden wir uns zunächst für eine Rundfahrt mit einem der Hop-on-Hop-off Busse. Ein, wie ich schon daheim feststellen musste, nicht ganz einfaches Unterfangen, gibt es doch einen roten und einen gelben Bus mit verschiedenen Routen. Der Shuttlebus der MS6 setzt uns in der Nähe der Busse ab. Ich frage mich durch, welcher Bus bei der Seilbahn hält und eine Stadtrundfahrt macht. Wir entscheiden uns für einen Bus der gelben Linie, sind es mit ihm nur zwei Stationen zur Seilbahn Teleferico Funchal - Monte.

Die Schlange ist sehr lange, wir beschließen trotzdem zu warten, besser wird’s sicher nicht werden. Wider Erwarten geht es sehr schnell. Die Gondeln halten nicht, sie werden langsamer und man muss bei gedrosselter Fahrt einsteigen. Je 6 Personen pro Gondel, wir müssen uns sputen. Es lohnt sich. Die 15minütige, spektakuläre Fahrt zum Monte hinauf ist 3.173 m lang überwindet einen Höhenunterschied von 560 Metern. Während der Fahrt genießen wir den grandiosen Blick über Funchal.

Es ist unbeschreiblich schön und wir wissen gar nicht, wohin wir schauen sollen. Die Britannia liegt neben der MS6. In der Gondel sitzen wir neben zwei Engländerinnen, die wissen wollen, was wir vorhaben. Korbschlitten, ja, das hätten sie gestern gemacht. Sie warnen uns, dass man keine Zeit habe, sich richtig zu setzen. Am besten sollen wir uns beim Einsteigen sofort setzen, weil die Schlitten losfahren würden, wenn man quasi mit einem Fuß draußen steht. Und dann sei es viel zu schnell. Man könne sich nicht einmal anschnallen. Wir schauen uns an, bedanken uns für den Tipp und denken, so schlimm wird’s schon nicht sein. Schwere Unfälle sind uns jedenfalls nicht bekannt. In Monte angekommen, verabschieden wir uns und wünschen einander eine gute Weiterreise.

Monte ist ein kleines Örtchen, bekannt vor allem durch die Kirche Nossa Senhora do Monte. Im 16. Jahrhundert soll einem Hirtenmädchen hier die Muttergottes erschienen sein, worauf im Jahr 1741 zu Ehren der Heiligen Jungfrau Maria die Kirche erbaut wurde. Weitere Bekanntheit erreichte die Kirche, durch den Sarg des letzten Kaisers Österreichs, der im linken Seitenschiff aufgebahrt ist. Karl I. wurde nach dem Ersten Weltkrieg in die Verbannung nach Madeira geschickt und ist dort 1922 verstorben. Bis zur Kirche sind es um die 74 Stufen. Nicht nur die Kirche ist sehenswert, es bietet sich uns eine schöne Aussicht auf Funchal.

Unweit der Kirche ist der prächtigste Botanische Garten Madeiras, der Jardim do Monte Palace. Neben Pflanzen zeigt er auf einer Fläche von 70.000 m² u. a. auch Kachelbilder, Mineralien und Kunstobjekte. So sehr es uns auch reizt, den Garten zu besichtigen, wir wollen zuerst eine Korbschlittenfahrt machen. Zu diesem Zeitpunkt denken wir noch, wir könnten anschließend mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus eine Runde drehen und in Monte Halt machen.

Schon auf dem Weg zur Kirche begegnen uns die "Carreiros", die weiß gekleideten Korbschlittenfahrer mit ihren Strohhüten. Es ist gerade eine Fuhre Korbschlitten mit einem Lastwagen angekommen, den sie entladen müssen.

Einem britischen Geschäftsmann verdankt Funchal die heutige Touristenattraktion. Im 19. Jahrhundert suchte er nach einer Möglichkeit, den mühsamen Weg über die engen und steilen Pflasterwege von Monte hinab zu seinem Handelskontor in Funchal nicht mehr zu Fuß überwinden zu müssen.

Straßen gab es keine und für Pferde und Wagen war der Weg durch die Steilhanglage nahezu unpassierbar. Kranke und alte Menschen, sowie wohlhabende Touristen wurden in Hängematten oder Sänften hinuntergetragen. Für den findigen Geschäftsmann keine Option, angesichts der täglichen Kosten. Und so kam er auf die Idee, einen Korbschlitten, eine Mischung aus Korbsofa und Wäschekorb auf Holzkufen bauen zu lassen. Der Schlitten wurde damals schon von zwei Männern angestoßen und gelenkt. Ernest Hemingway, dessen Leben voller aufregender Erlebnisse war, beschrieb die steile, vier Kilometer lange Fahrt als eines der aufregendsten Erlebnisse seines Lebens.

Wie zuvor bei der Seilbahn müssen wir auch hier anstehen und können das Spektakel aus der Nähe anschauen. Endlich ist es soweit! Unsere Carreiros platzieren uns in aller Ruhe in dem aus Weidenruten geflochtenen Korbsessel. Keine Ahnung, was gestern mit den Engländerinnen los war. Uns bleibt sogar Zeit für ein Foto. Kaum vorstellbar, dass wir bald mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit den Abhang hinunterrasen werden. Zu Beginn der Fahrt müssen wir sogar angeschoben werden.

Aber dann: die steil abfallende, enge und kurvige Straße vor uns, geht an parkenden Autos und Fußgängern vorbei. Allerdings fahren wir nicht so schnell, wie wir gedacht haben. Einen Teil der Strecke muss der Schlitten sogar gezogen werden. Unsere Carreiros machen ihre Sache gut. Kaum zu glauben, dass sie die Schlitten nur mit Körperkraft und ihren mit Gummisohlen bestückten Lederstiefeln lenken, ziehen und immer rechtzeitig abbremsen können. Leider ist die Fahrt viel zu schnell vorbei. Es bleibt ein unvergessliches Erlebnis, das in Form eines Fotos für 10 € mit nach Hause genommen werden kann.

Die Fahrt endet auf halber Höhe der Stadt. Entweder man fährt mit dem Taxi nach Funchal, geht zu Fuß oder wie wir, die Straße rechts hoch zur nächsten Bushaltestelle. Mit dem örtlichen Bus fahren wir zurück in die Stadt und steigen bei einer Haltestelle der gelben Hop-On-Hop-Off-Busse aus. Und stehen und stehen und stehen. In der Zwischenzeit sind zwei rote Busse an uns vorbeigefahren, ein gelber ist nicht in Sicht. Als wir schon gar nicht mehr damit gerechnet haben, kommt endlich einer. Der Busfahrer besieht sich unsere Tickets und meint, es täte ihm leid, er könne uns nicht mitnehmen, wir hätten die Strecke aus Funchal raus ins 4 km entfernte Cãmara de Lobos gebucht. Wir sind fassungslos und ich erkläre ihm, dass wir hier schon eine halbe Stunde stehen würden und will wissen, wann der richtige Bus komme.

Nun, meint der Busfahrer, an dieser Haltestelle jedenfalls nicht. Er dürfe uns leider nicht mitnehmen. Wir stehen noch ratlos im Bus, er muss weiter. Endlich gibt er sich einen Ruck und bietet uns an, uns drei Stationen mitzunehmen. Dort sei dann eine Haltestelle für unsere Tour.

Wir bedanken uns überschwänglich bei ihm. Beim Aussteigen zeigt er uns den Weg zur richtigen Haltestelle. Eigentlich haben wir so gar keine Lust mehr und wollen zurück aufs Schiff. Unser Plan mit Monte und einer Stadtrundfahrt ist total ins Wasser gefallen.

Aber da kommt ein Bus, der uns sogar mitnimmt, und wir entscheiden uns, mitzufahren, wohin auch immer. Zuerst ist die Fahrt nicht besonders schön. Wir klappern die Hotels ab. Doch dann lassen wir Funchal hinter uns und entdecken eine atemberaubend schöne Landschaft. Schade, dass wir in Cãmara de Lobos keine Zeit zum Aussteigen haben. Das hätte sich wirklich gelohnt. So sind wir letzten Endes doch froh, die Tour gemacht zu haben.

Zurück an Bord stoßen wir mit einem Glas Sekt auf den wunderschönen Tag an. Anschließend geht’s unter die Dusche und zum Abendessen.

17. Tag: Seetag

Ein Reisender ohne Beobachtungsgabe ist wie ein Vogel ohne Flügel. [Moslih Eddin Saadi]

Zum letzten Mal wird die Uhr vorgestellt, dementsprechend spät gehen wir zum Frühstück. Der Tag plätschert vor sich hin. Recht „frische“ 18 Grad haben wir. Trotzdem kann man gut draußen sitzen und die Sonnenstrahlen genießen. Mittlerweile kennen wir viele der Kellner und beim Abräumen bleibt immer Zeit für das eine oder andere kurze Gespräch. So erfahren wir z. B. von Maria Lourdes Therese, dass sie ihren klangvollen Namen den Umständen "verdankt", dass sie nach einem Mofa-Unfall ihrer Mutter als Frühgeburt zur Welt kam. Ihre Mutter habe den Unfall schwer verletzt überlebt und sei wieder gesund geworden, mit Ausnahme eines 20 cm verkürzten Beines.

Überhaupt die Crew: Das Personal auf der MS6 ist überwiegend zuvorkommen, höflich und sehr nett. Ausnahmen gibt es immer und überall. Und es gibt leider etliche Passagiere, die rücksichtslos und immer am Meckern sind. Mal ist dies nicht schnell genug aufgefüllt oder der Tisch nicht sofort abgedeckt, Kleinigkeiten, die doch so schnell wie möglich behoben werden.

Dabei verdienen die vielen hilfreichen Geister doch auf jeden Fall unseren tiefsten Respekt. Die meisten sind 8 Monate fern von Familie und Freunden und arbeiten fast rund um die Uhr. Ab und zu sind mal ein paar Stunden frei, freie Tage gibt es während der gesamten Zeit nicht. Zu Hause bleiben meist zwei Monate bis zum nächsten Vertrag. Da ist es ganz natürlich, dass man nicht immer lächeln kann, wenn der eigene Sohn über Skype sagt, er wolle nicht mit seinem Vater reden, der lasse ihn ja immer alleine … Wir reden und fragen viel und erfahren so viel vom Leben und den Ländern, aus denen die Crew-Mitglieder kommen. Heute haben wir zufällig im Gespräch mit der Mitarbeiterin an der Eisbar erfahren, dass sie keine 45 Minuten von uns entfernt wohnt.

Bei so vielen, hauptsächlich jungen, Menschen an Bord, ist es nur allzu natürlich, dass sich ab und zu ein Liebespaar an Bord findet. Einer unserer philippinischen Kellner stellt uns seine Freundin aus Deutschland vor. Sie schmieden Pläne für ihre gemeinsame Zeit an Land und sind sich im Klaren, dass das Zusammenleben sicher nicht einfach wird, da jeder aus einem anderen Kulturkreis stammt. Sie wollen es versuchen und wir wünschen ihnen viel Glück.

Jeder hat seinen eigenen Traum, sei es ein eigenes Restaurant zu gründen oder in einem großen Hotel zu arbeiten, eine Auszeit zu nehmen und Erfahrungen zu sammeln, während des Studiums ein Praktikum zu machen, irgendwann einmal einen kleinen Shop zu haben, die Ausbildung der Kinder möglich zu machen, aber für die meisten ist es am wichtigsten, den Lieben zu Hause das Überleben zu ermöglichen, weil es in ihren Herkunftsländern kaum Jobs und wenig Perspektiven gibt. Ja, und der allergrößte Traum: irgendwann wieder ganz bei der Familie sein zu dürfen.

Es lohnt sich, in der Crew nicht das Personal zu sehen, sondern die Menschen, die hier für uns an Bord alles versuchen, dass wir es schön und bequem haben, die Zuschauen müssen, wie wir im Luxus schwelgen und trotzdem froh sind, dadurch ein kleines, beschauliches Leben zu erwirtschaften.

18. Tag: Gibraltar

"Die Natur malt uns Bilder unendlicher Schönheit, Tag für Tag, wenn wir nur Augen haben, sie zu sehen." [John Ruskin]

Die Straße von Gibraltar liegt vor uns. Sie ist an ihrer engsten Stelle 14 km breit und insgesamt ca. 60 km lang. Der Fels von Gibraltar trennt Europa und Afrika und ist ein strategisch wichtiger Knotenpunkt. Viele Schlachten wurden um einen der berühmtesten Felsen der Welt geführt.

Seit 1704 ist Gibraltar britisches Überseegebiet und laut seinem Wahlspruch "Für keinen Feind eroberbar" (Nulli Expugnabilis Hosti). Doch trotz des Friedens von Utrecht im Jahre 1713 beanspruchen die Spanier nach wie vor die Halbinsel für sich. Seit 1946 steht das Territorium auf der UN-Liste der Hoheitsgebiete ohne Selbstregierung. Am 7.11.2002 stimmten bei einem Referendum 99 % der Abstimmenden dafür, im Königreich zu bleiben. Bei einer Wahlbeteiligung von fast 90 % ein klares Votum. Leider konnte das kleine Land trotzdem keinen Sieg verbuchen und müssen sich dem Brexit stellen.

Vor zwei Jahren waren wir im Rahmen einer Kreuzfahrt hier. Leider konnte meine Mutter nicht mit von Bord und ich habe die Inselrundfahrt alleine gemacht. Damals war wesentlich mehr Zeit, so spielte es keine Rolle, dass die auf zwei Stunden angesetzte Fahrt letztendlich 3 ½ Stunden dauerte. Ich möchte meiner Mutter unbedingt den Affenfelsen, die grandiose Aussicht und die St. Michaels-Höhle zeigen und so gehen wir auf Nummer sicher und haben einen zweistündigen, wesentlich teureren, Ausflug mit der TUI gebucht.

Unser Kleinbus windet sich durch die sehr engen Straßen, schon das allein ist sehenswert. Oft passt nicht mal mehr eine Handbreite zwischen die Autos. Unser erster Fotostopp: Der Europapunkt mit Leuchtturm und Moschee. Wir haben grandioses Wetter und sehen die Küsten Marokkos und Spanien. Unser Fahrer ist sehr nett und erzählt uns viel, allerdings auf Englisch, was manchen im Kleinbus Schwierigkeiten bereitet. Er hat zusätzlich eine CD, in der die Hauptsehenswürdigkeiten auf Deutsch erklärt werden, doch seine Ausführungen sind witziger und informativer. So erzählt er uns, dass die Gibraltarer ein äußerst gemischtes Völkchen ist, das friedlich mit allen möglichen Religionen zusammen lebt, sich gegenseitig achtet und respektiert. An der Moschee beim Europaturm habe sogar sein Vater beim Bau mitgeholfen.

Unser nächster, längerer Halt ist die St. Michael’s Cave, die 300 m über dem Meeresspiegel liegt. Ich freue mich, die faszinierende Höhle erneut besuchen zu können. Wir steigen unterhalb der Höhle aus. Dort sind schon die ersten Berberaffen zu sehen. Einer fährt ein Stück auf dem Dach eines Autos mit. Witzig, wie er auf dem Fahrzeug thront. Fehlt nur noch, dass er königlich winkt. Zur Höhle geht es steil bergauf. Letztes Mal wurden wir oben am Höhleneingang abgesetzt. Meiner Mutter ist es zu anstrengend und es geht ihr anschießend nicht so gut, deshalb "parke" sie gleich nach dem Eingang in der Höhle. Dort ist ein gigantisch großer Saal. Wie in einem Amphitheater sind rechts und links Stühle in den Fels gehauen. Stalaktiten und Stalagmiten, eingetaucht in wechselnde Beleuchtung, bilden einen märchenhaften Hintergrund. Zweimal täglich findet eine Licht- und Tonschau statt und ab und zu Ballettabende und Konzerte. Ich kann mich nicht satt sehen und dringe tiefer in die Höhle ein, die Wege werden niedriger und enger und immer spektakulärer. Grandios! Absolut faszinierend! Schade, dass der Zeitrahmen sehr eng gesteckt ist. Also zurück zu meiner Mutter. Nur habe ich nicht bedacht, dass sich in zwei Jahren so manches ändert; so z. B. einen neuen Ausgang. Als ich das realisiere, will ich wieder zurückrennen. Allerdings habe ich keine Ahnung, an welcher Stelle in der Höhle es zurück zum Eingang geht. So entscheide ich mich, doch den Ausgang zu nehmen. Eine weitere Fehleinschätzung ist meine Meinung, Aus- und Eingang liegen nebeneinander. Der Plan: zum Ausgang raus, zum Eingang wieder rein, meine Mutter geschnappt und zurück zum Bus. Beim Ausgang angekommen, bleiben uns nur noch 4 Minuten Zeit und ich muss zu meinem Erschrecken feststellen, dass ich unten beim Bus bin und den ganzen Weg wieder rauf laufen muss. Und weil, wenn was schiefgeht, es gleich richtig dumm läuft, ist eine größere Reisegruppe vor mir. Ich drängele ich mit vielen "sorrys" und "excause me, bus is waiting" an den Leuten vorbei, komme außer Atem bei der Kasse an, drängle mich vor und schildere mein Problem. Alle drücken ein Auge zu und ich darf rein und meine Mutter durch den Eingang zurück aus der Höhle schleusen. Wir schaffen es tatsächlich, uns nur drei Minuten zu verspäten und da wir nicht die Letzten sind, entspannen uns und können schon darüber lachen.

Auf dem Weg zum Affenberg legt unser netter Fahrer einen weiteren Fotostopp ein. Die Aussicht ist phänomenal. Wir können uns nicht sattsehen, müssen aber leider weiter.

Viel los ist auf dem Affenberg nicht. Gerade mal 6 der berühmten Einwohner Gibraltars lungern herum. Fossilienfunde lassen darauf schließen, dass die Berberaffen in vorgeschichtlicher Zeit bereits auf Gibraltar waren. Die heutige Population wurde von Winston Churchill gegründet, der 1942 Affen aus Marokko auf der Insel aussetzen ließ. Zu dieser Zeit gab es nur noch wenige Tiere. Er wollte wohl auf "Nummer sicher" gehen, heißt es doch in einer Legende, dass Gibraltar so lange in britischer Hand bleibt, solange dort Berberaffen leben. Unser Fahrer erzählt uns, Churchill hätte bei einem Besuch Gibraltars angeordnet, dass kranke Affen Soldaten gleichzusetzen seien und bei Krankheit im Armeehospital behandelt werden müssen. Natürlich wissen die Gibraltarer um die Anziehungskraft der Affen auf die Touristen. Aber viele der Berberaffen haben die Scheu den Menschen gegenüber verloren und stromern auf der Suche nach Nahrung in die Innenstadt. Sie wühlen im Müll und belästigen die Einwohner und werden so zum Problem, da sie teilweise sehr aggressiv sind. Wir finden sie zwar knuffig, aber haben den Affenberg in Salem vor der Tür und genießen lieber noch ein paar Minuten die herrliche Aussicht. Kurios ist der Flughafen Gibraltars, durch den der Stadtverkehr verläuft. Landet oder startet ein Flugzeug, liegt der Verkehr brach, wie bei uns bei Bahnübergängen.

Wir verlassen den Felsen und in halsbrecherischer Fahrt geht es zurück in die Stadt. Unser Fahrer meint, er müsste uns eigentlich im Hafen abliefern, hätte aber noch eine Überraschung für uns, weil die Stimmung im Bus so gut sei. Und die hat es in sich. Er fährt mit uns über den Flughafen. Schon ein tolles Gefühl, vorbei an Fußgängern über die Rollbahn zu fahren. Kurz danach erreichen wir die spanische Grenze, die wir jetzt noch problemlos passieren dürfen. Unser Fahrer schimpft über die britische Regierung und darüber, wie schwierig der Ausstieg aus der EU für die Gibraltaer und die spanischen Arbeiter werden kann.

Vom Schiff aus sehen wir genau auf die Landebahn. Zurück auf der MS6 stehe ich eine gute Stunde auf dem Ausguck, in der Hoffnung, vor dem Auslaufen ein Flugzeug landen oder starten zu sehen. Die Möwen mit ihren grandiosen Flugkünsten verkürzen die Wartezeit. Ich will schon aufgeben, als plötzlich eines der Saftey-Cars auf der Rollbahn rumkurvt. Gut, der Verkehr rollt noch, aber es gehen auch immer mehr Lichter an. Und tatsächlich. Kurze Zeit später steht der Verkehr. Und tatsächlich: ein Flugzeug setzt zur Landung an. Ein kleines zwar, aber immerhin. Eine Meisterleistung bei der extrem kurzen Landebahn.

Kurz darauf ist es soweit, wir verlassen Gibraltar. Ein letzter Seetag liegt vor uns. Laut unserem Kapitän steht uns ein ruhiger Tag bevor. Nach den letzten drei Tagen mit starkem Seegang kann die Seekranke unter uns wieder durchatmen. Und wieder führt uns der Weg zu Romy und Freddy, unseren Lieblingskellnern, ins Atlantik Mediterran.

Gestern haben wir zum ersten Mal entdeckt, dass wir ARD, ZDF, RTL, SAT 1, PRO 7 und weitere Programme empfangen. Wir haben den Fernseher nie angemacht. Heute wollen wir das erste Mal nach fast drei Wochen Nachrichten anschauen. Und sind geschockt, was so alles passiert ist. Furchtbar. Aber das ist nicht der Grund, warum ich das hier schreibe: ein paar Tage vor unserer Abreise wurde der frühere katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont verhaftet. Wir sind uns nicht sicher, wie der aktuelle Stand ist und ob es ratsam ist, in Barcelona überhaupt von Bord zu gehen. Gerade kommt in den Nachrichten ein aktueller Bericht: in Barcelona war heute wieder eine große Demonstration. Stellt sich die Frage für übermorgen: an Bord bleiben oder doch die Ramblas besuchen?!

19. - 20. Tag: Seetag/Barcelona/Spanien

Die kleinen Abenteuer sind es, die unser Leben so großartig und spannend machen. [unbekannt]

Unser letzter Seetag ist angebrochen. Entgegen dem gestrigen Wetterbericht haben wir einen schönen, milden Frühsommertag. Wir machen es uns nach einem ausgiebigen, späten Frühstück ein letztes Mal auf unserem Balkon gemütlich. Immer öfter fahren wir entlang einer Küste, ganz ungewohnt nicht mehr nur Meer zu sehen. Viel zu schnell vergeht die Zeit. Um morgen mehr Zeit für Barcelona zu haben - ja, wir wollen an Land - packen wir heute unsere Koffer.

Barcelona, nach Madrid die zweitgrößte Stadt Spaniens, ist unsere letzte Station, bevor wir morgen auf Palma de Mallorca anlegen und es auf die Heimreise geht. Aber daran wollen wir heute nicht denken, ebenso an die politische Situation. Heute ist Werktag, also werden die meisten Katalanen arbeiten müssen.

Die Stadtteile Barcelonas sind sehr unterschiedlich und es gibt viel zu entdecken. So stehen die engen und verwinkelten Gassen des gotischen Viertels im Gegensatz zum schachbrettartig angelegten Distrikt Eixample. Sehenswert sind auch die größten römischen Ausgraben außerhalb Roms. Weitere vergangene Epochen wie die Gotik oder Modernisme haben ihre Spuren hinterlassen. Das Wahrzeichen Letzterer ist sicher die von Antoni Gaudí entworfene Sagrada Família. Die Kirche ist bis heute unvollendet. Mit dem Bau wurde 1882 begonnen. Nach der derzeitigen Planung soll sie zum 100. Todestag von Gaudí 2026 fertiggestellt sein.

Es sind aber nicht nur die vielen Sehenswürdigkeiten, die Barcelona ausmachen. Die vielen Feste und Veranstaltungen die übers ganze Jahr Besucher anlocken, machen sie zu einer der lebendigsten Städte der Welt.

Zeit, uns ins Getümmel zu stürzen: Und auch hier ist Christoph Columbus allgegenwärtig und der Kreis schließt sich. Der Shuttlebus (9 €/Tageskarte/Person) hält bei der Columbussäule im Stadtteil El Gòtic. Sie wurde 1888 zur Weltausstellung errichtet, ist 68 Meter hoch und, wie der Name schon verrät, Columbus gewidmet. Letzterer kehrte nach seiner Amerikareise zurück nach Barcelona, wo er Queen Isabella und Ferdinand von seiner Entdeckung erzählte. Die Statute wurde von Rafael Atché entworfen.

"La Rambla", die weltberühmte Promenade lockt. Trotz aller Faszination werden Erinnerungen an den schrecklichen Anschlag wach. Man mag es angesichts des Trubels, des Lachens, der Fröhlichkeit und der Geschäftigkeit ringsum, nicht vorstellen, wie furchtbar es die Menschen getroffen hat. Kleine einheimische Lädchen reihen sich an bekannte Modeketten, Cafés und Restaurants locken mit kulinarischen Leckerbissen und Blumenläden sorgen für ein farbenprächtiges Blütenmeer. Bei einer Tasse Kaffee genießen wir die Sonnenstrahlen und das muntere Treiben, bevor wir mit dem Shuttle wieder zurück auf die MS6 fahren.

Leider hat mein kleiner Fotoapparat endgültig "den Geist aufgegeben". Seit einigen Tagen bereitet er Schwierigkeiten, ich befürchte, die Motorik geht kaputt. Er hat sich aber immer wieder „berappelt“ und ich dachte, er hält heute durch. Meine größere Kamera will ich nicht mitschleppen. Und, wenn’s läuft, dann läufts … der Akku meines Smartphones ist nach ein paar Telefonaten daheim leer. So müssen wir den schönen Tag eben ohne Fotos in Erinnerung behalten.

Am Abend gehen wir ein letztes Mal ins Atlantik Mediterran. Freddy, Romy und wir sind traurig, dass wir uns heute verabschieden müssen, aber es hilft nichts. Wir werden auf jeden Fall in Kontakt bleiben und wer weiß, vielleicht treffen wir Romy, Syamsayril und Kadek bei einem Urlaub auf Bali wieder.

21. Tag: Palma de Mallorca / Heimflug Köln

"Reisen - es lässt dich sprachlos, dann verwandelt es dich in einen Geschichtenerzähler." [Ibn Battuta]

Endstation und somit Vertreibung aus dem Paradies. Eine wunderschöne, erlebnisreiche und erholsame Reise geht zu Ende. Um 9.00 Uhr müssen wir die Kabine verlassen. Abholung ist um 11.00 Uhr. So bleibt genügend Zeit für ein letztes Frühstück. Voller Wehmut verlassen wir unsere Kabine. Ein wenig haben wir ein schlechtes Gewissen, nein, eigentlich nicht. Die Kabinen neben uns sind schon frisch geputzt, nur wir sind bis zur vorletzten Minute geblieben.

Beim Frühstück erleben wir eine Überraschung. Unser Kellner vom Atlantik Mediterran, Romy, hat gestern bei der Verabschiedung gefragt, wann wir zum Frühstück kommen - er wolle nochmal vorbeischauen und tschüss sagen. Und jetzt ist es ganz anders, er wurde kurzfristig im Anckelmannsplatz eingeteilt und ist zufällig genau dort tätig, wo wir uns fürs Frühstück niederlassen. So bleibt, wenn er unser Geschirr abräumt, immer kurz Zeit für ein paar private Worte und zum Schluss gibt’s nochmal eine dicke Umarmung.

In den Reiseunterlagen von Berge & Meer steht, dass wir um 11.00 Uhr abgeholt werden und bitte pünktlich sein sollen. Wir gehen deshalb vorsichtshalber um 10.30 Uhr von Bord. Unsere Koffer haben wir die Nacht zuvor vor die Kabine gestellt und können sie im Hafenterminal holen. Dort ist alles sehr übersichtlich nach Decks geordnet und schnell haben wir unsere Koffer wieder.

So gegen 10.50 Uhr machen gehen wir zusammen mit anderen Reiseteilnehmern von Berge & Meer vor die Halle, um auf den Bus zu warten. Kurz nach 11.00 Uhr kommt auch eine Mitarbeiterin der von B&M beauftragten Agentur - wieder ohne Schild - aber wir stehen alle beieinander und sie fragt, ob wir mit B&M gebucht haben.

Soweit so gut. Schnell ist unser Gepäck verstaut … Und dann warten wir … und warten … Worauf eigentlich? Informationen erfolgen keine. Gegen 11.30 Uhr stellt sich heraus, dass 4 Personen fehlen. Weitere 10 Minuten später kommt die Mitarbeiterin der Agentur endlich mit den Betreffenden zurück. Die hatten nur die Info von TUI gelesen, dass der Transfer "Für Gäste, die über TUI gebucht haben" um 12.00 Uhr ist. Ohne schlechtes Gewissen .. und noch kräftig über Berge & Meer geschimpft … steigen sie in den Bus. Aber wir, die wir seit einer halben Stunde im Bus sitzen, stellen dies richtig. Auch steht in der Ausschiffungsinfo von TUI extra, dass die Personen, die nicht über TUI gebucht haben, die Reise-Infos ihrer Reiseagentur beachten sollen. Die vier glauben es erst, als eine der Mitreisenden die Information von Berge & Meer rauszieht und sie ihnen zu Lesen gibt. Darauf meinte eine Dame der zu spät gekommenen: "Ja, nun. Wir sind ja jetzt da".

Die Fahrt zum Flughafen ist schön, interessant und macht Lust auf Mallorca. Der Flughafen selber ist wirklich komfortabel. Zum Beispiel Kofferwagen sind umsonst, es gibt sogar Kofferwagen mit Kindersitzen; gut ausgeschildert und gefühlt alle 15 m Toiletten. Unser Flug hat ca. 30 Minuten Verspätung. Wie wir später vom Flugkapitän erfahren, musste in Köln ein Passagier wegen gesundheitlicher Probleme von Bord geholt werden. Und dann musste aus dem Laderaum der Koffer identifiziert und herausgeholt werden. Für uns die Flugverspätung nicht so tragisch, so haben wir auf der fünfstündigen Heimfahrt keinen einzigen Stau.

Daheim lassen wir unsere wunderschöne und erlebnisreiche Reise bei einem Glas Rotwein ausklingen und freuen uns jetzt schon, die nächsten Tage unsere Reiseerlebnisse unserer Familie und Freunden erzählen und die Bilder anschauen zu können.

Wir hoffen, wir konnten mit unserem Reisebericht in Ihnen das Fernweh, und die Sehnsucht nach Meer wecken, denn, um es mit den Worten von Ray Bradbury zu sagen: Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.

Reiseverlauf

Ihr Premium-Plus-Schiff: Mein Schiff 6

Das neueste Wohlfühlschiff der TUI Cruises Flotte überzeugt durch modernes Design, stilvolles Interieur und einzigartige Möglichkeiten, um eine Kreuzfahrt so richtig genießen zu können. Noch mehr Wohlfühlen geht nicht mehr? Dann gehen Sie auf Kreuzfahrt mit der Mein Schiff 6 und lassen Sie sich vom Gegenteil überzeugen. TUI Cruises setzt mit ihrem jüngsten Schiff die Wünsche seiner Gäste noch mehr in den Fokus. Neben bekannten Highlights wie dem 25-m-Pool, dem Klanghaus bzw. Studio, erwarten Sie einige Neuheiten.

Die Arena auf Deck 14, welche für Sportaktivitäten und Freiluftkino genutzt werden kann, ist nun mit Sonnensegeln überdacht. So kann der Bereich bei Sonne, Wind und Wetter gleichermaßen genutzt werden. Zudem ist die Tribüne um einen großzügigen Lounge-Bereich auf Deck 15 ergänzt und lädt zum Zuschauen und Mitfiebern ein.

Absolutes Urlaubsfeeling und schöne Rückzugsorte bieten die neuen Strandkörbe an der Außenalster Bar & Grill, der Überschau Bar sowie dem Champagner Treff. Die Schau Bar hat sich optisch in einen Jazz Club verwandelt und die als Diskothek bekannte Abtanz Bar wird multifunktional und kann beispielsweise in einen sogenannten „Escape Room” verwandelt werden. Kulinarische Spezialitäten bieten Ihnen 12 Restaurants und Bistros sowie 14 Bars & Lounges. Eine große kulinarische Vielfalt und Markengetränke in allen Bars und den meisten Restaurants sind im Reisepreis inbegriffen.

Das Entertainmentangebot an Bord reicht von Comedy über Kabarett bis hin zu internationalen Sängern und trifft so jeden Geschmack. Nach dem Trubel lassen Sie am besten Ihre Seele baumeln. Dafür sind die 1.800 m² große Wellnesslandschaft mit vielen verschiedenen Saunen und Möglichkeit für unzähligen Spa-Anwendungen und die Entspannungslogen an Deck wunderbar geeignet. Nicht zu vergessen sind das großzügige Pooldeck mit Sonnenstühlen und -liegen, der Innenpool und der gut ausgestattete Fitnessbereich. Ein umfangreiches Sport- und Gesundheitsangebot sowie zahlreiche Ausflugsmöglichkeiten runden das Programm ab. Schiff- und Freizeiteinrichtungen teilweise gegen Gebühr.

1. Tag - Flug nach Punta Cana (Dom. Republik), Ankunft und Transfer zum Hotel
2. Tag - Punta Cana (Dom. Republik), Transfer zum Hafen in La Romana (Dom. Republik) und Einschiffung
3. Tag - Erholung auf See
4. Tag - Ocho Rios (Jamaika)
5. Tag - Montego Bay (Jamaika)
6. Tag - Erholung auf See
7. Tag - Santo Domingo (Dom. Republik)
8. Tag - Erholung auf See
9. Tag - Philipsburg (St. Maarten)
10. Tag - Erholung auf See
11. Tag - Erholung auf See
12. Tag - Erholung auf See
13. Tag - Erholung auf See
14. Tag - Erholung auf See
15. Tag - Erholung auf See
16. Tag - Funchal (Madeira)
17. Tag - Erholung auf See
18. Tag - Gibraltar
19. Tag - Erholung auf See
20. Tag - Barcelona (Spanien)
21. Tag - Palma de Mallorca (Balearen/Spanien), Ausschiffung, Transfer Flughafen und Rückflug nach Deutschland
Routenänderung vorbehalten.